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Offenbach – Nach den extremen Niederschlägen der letzten Tage, insbesondere im Süden und Osten Deutschlands, und der nachfolgenden verheerenden Hochwassersituation, stellen sich für viele Bürger zwei Fragen: Wie häufig kann so etwas vorkommen und ist aufgrund des Klimawandels zukünftig häufiger mit solch extremen Ereignissen zu rechnen? Dazu Erklärungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD).

Nasser Mai, versiegelte Böden sowie Schneeschmelze in den Alpen

Hochwasser ist generell kein seltenes Ereignis in diesen Gebieten. Dr. Andreas Becker, Leiter des Weltzentrums für Niederschlagsklimatologie im DWD: „In Erinnerung geblieben sind vor allem die Oderflut im Juli 1997 sowie die Flut an Donau und Elbe im August 2002. Aber auch danach, in den Jahren 2005 und mehrfach im Jahr 2010, gab es dort immer wieder kritische Situationen.“ Anders als bei den Hochwassersituationen 1997 und 2002 handelte es sich diesmal nicht um eine klassische Großwetterlage des Typs Vb („Fünf b“), sondern um eine dieser Wetterlage ähnlichen Typs „Tief Mitteleuropa (Tm)“, das ebenfalls beträchtliche Niederschläge bringen kann. Die heftigen Regenfälle der zeitweise ortsfesten Tiefdruckgebiete „Dominik“ und „Frederik“ kamen auch nicht unerwartet. Öffentlichkeit, Medien und Einrichtungen des Katastrophenschutzes waren vorgewarnt.
Der Hauptteil der Niederschläge fiel am 30./31.5. sowie am 1./2.6. Erschwerend kam hinzu, dass durch die zahlreichen Niederschläge im Mai in vielen Re-gionen die Böden bereits mit Wasser gesättigt waren. So floss viel Wasser oberirdisch ab und ließ kleine Bäche und Flüsse sehr schnell anschwellen. Ein weiterer Faktor im Süden war die zeitgleiche Schneeschmelze in den Alpen, wo in höheren Lagen, vor allem auch in Österreich, noch reichlich Schnee lag. Dies erklärt insgesamt die hohen Pegel des Inn und später dann die an der Donau. Die heftigen Niederschläge in Österreich, Tschechien und Polen trugen also durch die Zuführung der Wassermassen nach Deutschland zur dortigen Hochwassersituation ebenfalls bei.

22.750.000.000.000 Liter Wasser fielen auf Deutschland

Aus den Informationen seines Niederschlagsbeobachtungssystems hat der DWD nun berechnen können, welche Mengen an Wasser an diesen vier Tagen vom Himmel fielen. Deutschlandweit waren das insgesamt 22,75 Billionen Liter. Davon fielen auf Bayern 8,28 Billionen, auf Sachsen 2,50 Billionen, Thüringen 1,43 Billionen und Hessen 1,22 Billionen Liter.

„Jahrhundertniederschläge“ in einigen Regionen an Donau und Elbe

Mit Hilfe von statistischen Verfahren ist der DWD in der Lage, aus den Nieder-schlagsaufzeichnungen einzelner Orte sog. Wiederkehrzeiten zu berechnen. Das sind Zeiträume, in denen im Mittel nur ein solcher Niederschlagsfall zu erwarten ist. Für Aschau und Kreuth in Bayern (405,1 bzw. 372,8 l/m²), Burladingen in Baden-Württemberg (154,0 l/m²) und Stützengrün in Sachsen (224,0 l/m²) ergeben sich hinsichtlich der in 90 Stunden gefallenen Niederschlagssumme beispielsweise Wiederkehrzeiten von 100 Jahren, also ‚Jahrhundertniederschläge‘. „Es stellt sich natürlich die Frage, ob die Berechnungsgrundlage solcher Wiederkehrzeiten angesichts des Wandels unseres Klimas noch stimmt“, schlussfolgert DWD-Niederschlagsexperte Dr. Andreas Becker.

Klimatologische Einordnung der außergewöhnlich heftigen Niederschläge

Analysen des DWD haben ergeben, dass sich zumindest in Deutschland aus dem Zeitraum 1951 bis 2000 kein eindeutiger Trend zu vermehrten extremen Niederschlagsereignissen ableiten lässt. Allerdings gibt es einen Trend zu mehr Ereignissen mit Tagesniederschlägen von mehr als 30 l/m² - vor allem im Winter. Für eine Zunahme spricht weiter die globale Erwärmung, die auch einen zunehmenden Wasserdampfgehalt der Atmosphäre bedeuten würde. Eine Großwetterlage des Typs „Tief Mitteleuropa (Tm)“ bringt für gewöhnlich zahlreiche Niederschläge, insbesondere wenn diese wie diesmal in Verbindung mit einem Tief in der Höhe steht und die Situation über Tage anhält. Jüngste Klimaanalysen und Projektionen zeigen, dem DWD zufolge, eine Tendenz zur Zunahme von zentral über Mitteleuropa liegenden, feuchten Tiefdruckgebieten. Die mittlere jährliche Anzahl steigt demzufolge von 1951 bis zum Ende des Jahrhunderts um 20%.

DWD fordert Anpassung an die Folgen des Klimawandels

Einer weiteren Studie des DWD zufolge sollen die meisten der untersuchten Wetterextreme bei Temperatur, Niederschlag und Wind bis zum Jahr 2100 zu-nehmen. Für DWD-Vizepräsident Dr. Paul Becker ist klar: „Gerade beim Hochwasserschutz in Deutschland dürfen wir nicht innehalten.“

(Quelle: Deutscher Wetterdienst - Pressemeldung)

 

 

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