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17:01 Uhr - In höchstens zehn Jahren wird die Internationale Raumstation ISS ihre Existenz im All beenden und kontrolliert zum Absturz gebracht werden müssen. Doch der 450-Tonnen-Koloss könnte schon 2024 auf die Erde stürzen. Ein Spezialist des russischen Raketenbauers Energia erklärt, wie das passieren könnte.

Nach heutigem Stand wollen Betreiberländer die ISS, die technisch gesehen maximal bis 2028 einsatzfähig ist, bis 2024 im All lassen. Sollte bis dahin keine Verlängerung der Dienstdauer beschlossen werden, wird die Menschheit ihren ausgedienten Außenposten dann sicher auf die Erde zurückbringen müssen – sprich für einen kontrollierten Absturz sorgen.

In den Stapfen der MIR-Station

Auch wenn die ISS größtenteils in der Erdatmosphäre verglühen werde, werden mindestens 120 Tonnen Splitter auf die Erde stürzen, sagt Rafail Murtasin. Der Ressortchef Ballistik des traditionsreichen russischen Weltraumraketenherstellers Energija war bei der kontrollierten Versenkung der russischen Weltraumstation MIR im Jahr 2001 im Südpazifik an der Planung beteiligt.

Auch beim unvermeidlichen Niedergang der ISS wird man dafür sorgen müssen, dass die Trümmer über einem vorher berechneten, unbewohnten Gebiet in die Erdatmosphäre wiedereintreten.

„Bei der Versenkung der 130 Tonnen schweren MIR gingen wir davon aus, dass 40 Tonnen die Erdoberfläche erreichen, wobei einzelne Splitter zwischen 50 Gramm und 100 Kilogramm schwer sind.“ Doch die ISS sei mit rund 450 Tonnen gut dreimal schwerer als die Mir. Deshalb sollte man damit rechnen, dass es 120 Tonnen von ihr durch die Erdatmosphäre schaffen würden.

Der Niedergang der ISS, die jetzt in rund 400 Kilometern über der Erde kreist, wird dem Fachmann zufolge in mehreren Etappen erfolgen: Bei 333 Kilometern Höhe werden alle Menschen die Station verlassen haben müssen. Bei 279 Kilometern wird der sogenannte Point of no Return erreicht werden, von dem an der Niedergang nicht mehr zu stoppen sein wird.

Bei 270 Kilometern wird genau ein Monat bis zum Absturz bleiben. Bei 198 Kilometern wird die Absturzbahn zum letzten Mal korrigiert werden können.

Bei ca. 110 Kilometern wird die ISS auseinanderzubrechen beginnen: Zuerst werden Sonnensegel abbrechen, dann die Module, die bei 70 bis 75 Kilometern zerfallen werden. Die Trümmerteile werden schätzungsweise in einem Umkreis von 6000 Kilometern auf der Erdoberfläche verteilt werden.

Zu schwer für einen Progress

Die Absturzbahn der MIR-Station wurde mithilfe der Triebwerke eines angedockten Progress-Frachters gesteuert. Doch im Falle der ISS müssten sich dem Energija-Experten zufolge mindestens drei solche Frachter ins Zeug legen.

Den Einsatz eines stärkeren Antriebs, so zum Beispiel eines russischen Fregat-Boosters, hält Murtasin nicht für sinnvoll, weil ein heftiger Impuls die ISS vorzeitig zerstören könnte. Ihm zufolge wären zwischen 4250 und 7450 Kilogramm Kraftstoff nötig, um die ISS abzubremsen und in einen vorberechneten Absturzkorridor zu lenken.

Wolle man Kraftstoff sparen, so solle man die ISS lieber 2024 versenken, wenn die Sonnenaktivität hoch sei, so der Ballistik-Experte.

(Quelle: Sputnik Deutschland / Copyright © Sputnik)

 

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