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Das fünfte und letzte ATV soll in der Nacht vom 24. auf den 25. Juli an Bord einer Ariane-5 ES von Europas Raumflughafen Kourou in Französisch-Guayana aus gestartet werden. Die letzten Sekunden des Countdowns laufen am 24. Juli 22.43 Ortszeit bzw. am 25. Juli 3.43 Uhr MESZ.

Das automatische Transferfahrzeug wird anschließend am 12. August an der Internationalen Raumstation ISS andocken und sechs Monate später wieder in die Erdatmosphäre eintreten und damit das ATV-Programm mit einem Himmelsfeuerwerk planmäßig zu Ende führen.

Das ATV ist das bisher komplexeste in Europa gebaute Raumfahrzeug: Es vereint vollautomatische Anflugmanöver mit fortschrittlicher Technik zur Gewährleistung der menschlichen Sicherheit am Boden wie im Orbit.

Das vielseitig einsetzbare ATV ist seit seinem ersten Flug im März 2008 ein unverzichtbarer Bestandteil der Internationalen Raumstation. Im Vergleich zu den anderen Versorgungsfahrzeugen des orbitalen Außenpostens verfügt es über die größte Frachtkapazität, transportiert sowohl trockene als auch flüssige Ladungen und kann die Raumstation auf eine höhere Umlaufbahn anheben, um deren durch die atmosphärische Reibung bedingtes Absinken wieder auszugleichen.
Obwohl das ATV nicht für bemannte Taxiflüge konzipiert wurde, kann es als voll mit Druck beaufschlagtes, an der Raumstation befestigtes Modul von der ISS-Mannschaft als vollwertiger Stau- und Arbeitsraum genutzt werden. Am Ende seiner sechsmonatigen Mission wird das ATV mit Raumstationsmüll beladen von der ISS abdocken und bei seinem Wiedereintritt in die Erdatmosphäre über dem menschenleeren Südpazifik verglühen.

Benannt ist der Frachter dieses Mal nach dem belgischen Wissenschaftler Georges Lemaître, der als Begründer der Urknall-Theorie gilt. Neben seinen Hauptfunktionen wird das ATV-5 auch zur Erprobung von Geräten und Verfahren für künftige Raumtransporte eingesetzt. Zu den Experimenten an Bord zählt etwa der experimentelle Laserinfrarotbildsensor LIRIS zur Entwicklung von Lenkungs-, Navigations- und Steuerungssystemen für Anflüge an unkooperative Ziele wie Weltraummüll und Asteroiden.

"Georges Lemaître mag zwar das letzte ATV sein, das ATV-Programm als Ganzes stellt jedoch für die ESA nur den ersten wichtigen Schritt für weitere Abenteuer auf dem Gebiet des bemannten Raumflugs dar", so Thomas Reiter, ESA-Direktor für bemannte Raumfahrt und Betrieb. "Mit dem ATV-Programm wurden Schlüsseltechnologien entwickelt, die uns bei den künftigen Herausforderungen, die es in der bemannten Raumfahrt zu meistern gilt, als solide Grundlagen dienen werden."

So kommen ATV-Technologien beim Entwurf des europäischen Versorgungsmoduls für Orion, das Mehrzweck-Mannschaftsfahrzeug (MPCV) der NASA, zum Einsatz, das Astronauten und andere Fracht bei künftigen Explorationsmissionen über die Erdumlaufbahn hinaus befördern soll.

Die ESA hat sich zunächst auf die Auslieferung von zwei Modulen für Orion verpflichtet: eines für den Jungfernflug 2017 und das zweite für die erste operationelle Mission 2021. Die vorläufige Entwurfsüberprüfung wurde am 23. Mai abgeschlossen.

Die Technologien des ATV könnten jedoch auch noch auf anderen Gebieten zum Einsatz kommen, wie etwa die Rückführung von Proben aus dem Weltraum, Abschleppmanöver und Versorgungs- und Reparaturmaßnahmen im Orbit. Die für das Programm geschaffenen Kontrolleinrichtungen, Simulatoren und anderen Geräte könnten in künftige Raumtransportvorhaben eingebunden werden.

Hauptindustriepartner bei der ATV-Fertigung ist Airbus, während Thales Alenia Space Italien die Verkleidung und die Ladebucht liefert. An dem Programm nehmen mehr als drei Dutzend Unternehmen aus 10 europäischen Ländern, Russland und den USA teil. Die Zahl der in der ESA und der Industrie eingebundenen Personen beläuft sich auf etwa 2000.

ESA-Pressemitteilung
Nr. 20-2014

(Bild: ESA)

 

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