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In der Nacht vom 21. zum 22. Juni wurde der Prototyp eines neuen Laserleitsternsystems der Europäischen Südsternwarte ESO an der Allgäuer Volkssternwarte Ottobeuren zum ersten Mal erfolgreich zum Einsatz gebracht. Das Projekt stellt eine beispielhafte Zusammenarbeit zwischen den Amateurastronomen der Sternwarte, den am Bau der Komponenten beteiligten Unternehmen aus Deutschland und den Ingenieuren der ESO dar. Nach Abschluß der Testreihe wird das neue Laserleitsternsystem am Very Large Telescope am Paranal-Observatorium der ESO installiert werden.

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Das neue Laserleitsternsystem der ESO im Einsatz mit dem
60cm-Teleskop der Allgäuer Volkssternwarte Ottobeuren
Foto: ESO/T. Kasper (AVSO)
Gestern Abend verwandelte sich die Allgäuer Volkssternwarte Ottobeuren in einen Außenposten des Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte ESO: Genau wie bei den 8-Meter-Teleskopen des VLT ragte plötzlich ein gelboranger Laserstrahl aus der Kuppel der Sternwarte in den Himmel. Mit enormen 20 Watt [1] strahlte der Laser bei einer Wellenlänge von 589 Nanometern und regte Natriumatome in etwa 90 Kilometern Höhe über dem Erdboden zum Leuchten an. Damit wurde am Himmel ein künstlicher Stern erzeugt, den die Astronomen zu Hilfe nehmen konnten, um mit der Technik der Adaptiven Optik Turbulenzen in der Erdatmosphäre auszugleichen und so die Schärfe ihrer Aufnahmen zu verbessern.

An einer Volkssternwarte wie in Ottobeuren kommt so eine aufwändige Technologie allerdings normalerweise nicht zum Einsatz. Tatsächlich handelte es sich bei dem Ottobeurener Laser um den Prototypen des Wendelstein-Laserleitsternsystems, das die ESO für das Paranal-Observatorium in Chile entwickelt hat und das in der vergangenen Nacht erstmalig zum Einsatz kam - etwas über 100 Kilometer vom ESO-Hauptquartier in Garching entfernt und damit unter wesentlich dunklerem Himmel als in unmittelbarer Nähe von München.

Die ESO hat mit dem Wendelstein-Laser ein neues, kompaktes System als modulare Einheit entwickelt, bei dem ein starker Laser direkt an ein größeres Teleskop montiert wird, das den Laserstrahl aussendet. Beim Betrieb von Laserleitsternsystemen der ersten Generation, wie sie an vielen Großoservatorien auf der ganzen Welt verwendet werden, sind mehrere Probleme aufgetreten, die mit diesem neuen Konzept gelöst wurden.

Zuvor hatte die ESO zu diesem Zweck nicht nur das Laserleitsternsystem ansich sondern auch eine neue Lasertechnologie mit einem schmalbandigen Faserverstärker für Laserleistungen bis 50 Watt entwickelt und patentieren lassen. Beides wird nun von industriellen Partnern vermarktet. Der Prototyp des Wendelstein-Lasers wurde von der ESO-Technologieabteilung für Lasersysteme gemeinsam mit dem deutschen Teleskophersteller Astelco, und den Laserherstellern Toptica Photonics und MPBC aus Deutschland und Kanada gebaut, um das neue System am realen Himmel zu testen und Untersuchungen der Natriumschicht in der Erdatmosphäre vorzunehmen.

Der gelbe Laserstrahl wird auch in den kommenden Wochen immer wieder von der Umgebung der Sternwarte aus zu beobachten sein, denn der Prototyp soll den Sommer über mit dem 60cm-Teleskop der Allgäuer Volkssternwarte Ottobeuren weiter getestet werden, um erste wissenschaftliche Daten aufzunehmen und die Konfiguration des Systems zu überprüfen.

Für die Mitglieder des Vereins Allgäuer Volkssternwarte Ottobeuren e.V. ist die Zusammenarbeit mit den ESO-Mitarbeitern eine hervorragende Gelegenheit zusätzlich zu ihrer Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit Kompetenz zu zeigen. Jährlich besuchen etwa 3500 Personen die Sternwarte. Auch während der Testreihe wird sie weiterhin zugänglich sein, die Besucher werden allerdings auf den Blick durch das 60cm-Teleskop verzichten und auf die mobilen Fernrohre der Sternwarte ausweichen müssen.

Im Anschluss an die Tests wird der Prototyp des Laserleitsternsystems zu seinem Bestimmungsort, dem Paranal-Observatorium in Chile, gebracht und dort installiert. Bis zum Jahr 2013 sollen dann insgesamt vier solcher Laserleitsternsysteme dort zum Einsatz kommen.

[1] Zum Vergleich: Ein handelsüblicher Laserpointer hat eine Leistung von etwa 1 Milliwatt.


ESO Science Outreach Network (Carolin Liefke)
Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Astronomie

 

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