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14:49 Uhr - MOSKAU, (RIA Novosti). Der Chef der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos, Anatoli Perminow, muss um sein Amt bangen, schreibt die Zeitung „RBC Daily" am Dienstag unter Berufung auf Quellen im Kreml-Apparat. Der demnächst auslaufende Vertrag mit Perminow soll nicht verlängert werden. Der Grund dafür sind misslungene Satellitenstarts Ende 2010 und Anfang 2011.

Am 5. Dezember konnten drei Satelliten des russischen Navigationssystems GLONASS nicht in die Erdumlaufbahn gebracht werden. Nach dem Start vom kasachischen Weltraumbahnhof Baikonur stürzten sie in den Pazifik. Laut einer Roskosmos-Mitteilung sind die Satelliten wegen einer Panne bei der Betankung des Beschleunigungsblocks verloren gegangen.

Der gescheiterte Weltraumstart, der das anspruchsvolle GLONASS-Projekt zurückgeworfen hat, stieß im Kreml auf heftige Kritik. Präsident Dmitri Medwedew ließ den Generalstaatsanwalt Juri Tschaika und den Leiter der Kontrollverwaltung des Präsidialamts, Konstantin Tschuitschenko, prüfen, was mit den bereitgestellten Geldern beim GLONASS-Programm geschieht. Dabei wurde festgestellt, dass der verpatzte Satellitenstart den russischen Haushalt 2,5 Milliarden Rubel (1 Euro = ca. 40 Rubel) gekostet hat.

Damals blieb Perminow nur im Amt, weil Premier Wladimir Putin sich eingemischt hatte. Der Vizepräsident und Chefkonstrukteur der Raketenbaukorporation Energija, Wjatscheslaw Filin, und der Vizechef von Roskosmos, Viktor Remischewski, wurden aber entlassen.

Am 1. Februar scheiterte erneut ein Satellitenstart. Der Satellit Geo-IK-2, der für zivile und militärische Zwecke bestimmt war, war für mehrere Stunden außer Kontrolle geraten. Später wurde er mit Hilfe der USA auf einer falschen Erdumlaufbahn wiederentdeckt. Wie „RBC Daily" von mehreren Kreml-Quellen erfuhr, platzte dieses Mal auch Putin der Kragen. Perminows Vertrag werde im April nicht verlängert, hieß es.

Roskosmos gab zu diesen Informationen keinen Kommentar ab. Der Sprecher der Raumfahrtbehörde, Alexander Worobjow, sagte lediglich, solche Fragen gehören nicht in seine Zuständigkeit. Eine Roskosmos nahe stehende Quelle verwies allerdings auf den großen Mangel an kompetenten und erfahrenen Führungskräften, die zu adäquaten Entscheidungen fähig wären. Deshalb wäre eine Entlassung Perminows eher unlogisch, betonte der Experte. „Seit zehn Jahren gibt es in der Branche kaum junge Fachleute, während erfahrene Spezialisten en masse fortgingen“, bedauerte er.

Dennoch verrieten einige Branchenkenner, dass die Suche nach einem Nachfolger Perminows bereits begonnen hat. So gilt der Generalkonstrukteur des Raketenbauers Energija, Vitali Lopota, als Favorit auf den Chefposten der Raumfahrtbehörde.

 

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