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Das jüngste Automatische Transferfahrzeug der ESA steht zum Start bereit und wird am Dienstag, den 15. Februar um 22.08 Uhr Weltzeit vom europäischen Raumflughafen in Kourou, Französisch-Guayana, aus zur Internationalen Raumstation (ISS) aufbrechen. Das unbemannte Raumschiff bringt wichtige Vorräte zur ISS und hebt während seiner dreieinhalb Monate langen Mission die Flugbahn der Raumstation an. Europas zweites ATV

Johannes Kepler ist nach dem äußerst erfolgreichen Qualifikationsflug des ATV Jules Verne im Jahr 2008 das erste operationelle ATV. Mit einer Gesamtmasse von über 20 t stellt es die größte jemals von Europa gestartete Nutzlast dar.

Das ATV ist ein hochkomplexes Raumfahrzeug, das eine autonome freifliegende Plattform, ein steuerbares Raumschiff und in angedocktem Zustand ein Raumstationsmodul in sich vereint.

Zur Ausführung des automatischen Andockmanövers gemäß den extrem strengen Sicherheitsbestimmungen für die bemannte Raumfahrt verfügt das ATV über hochpräzise Navigationssysteme, eine äußerst redundante Flugsoftware und ein völlig autonomes Antikollisionssystem mit unabhängiger Stromversorgung, Kontrolle und eigenständigen Triebwerken.

Mit einer Höhe von ca. 10 m und einem Durchmesser von 4,5 m umfasst das ATV ein 45 m3 großes Druckmodul und ein russisches Andocksystem, welche denjenigen nachempfunden sind, die bei den bemannten Sojus-Raumflügen und den Progress-Versorgungsfahrzeugen zum Einsatz kommen.

Mit ausgefahrenen Solarpaneelen beträgt die Spannweite des ATV 22 m. Es ist dreimal so groß wie der russische Progress-Raumtransporter und bietet auch das Dreifache an Frachtraum.

Fracht und Treibstoff für die ISS

Bei seiner ersten operationellen Mission transportiert das ATV-2 über 7 t Nutzlast, einschließlich 4 534 kg Treibstoff für die Anhebung der Flugbahn der ISS und ihre Lageregelung.

Sobald das ATV an die ISS angedockt hat, werden seine Triebwerke zur regelmäßigen Anhebung der Umlaufbahn der ISS genutzt, um deren auf den atmosphärischen Widerstand zurückzuführende natürliche Absenkung auszugleichen.

Zudem kann es eingesetzt werden, um Ausweichmanöver zu vollführen, falls potenziell gefährlicher Weltraumschrott der ISS zu nahe kommt.

Die Nutzlast des ATV umfasst insgesamt knapp 1 600 kg Trockenfracht, 850 kg Treibstoff für das russische Swesda-Modul und 100 kg Sauerstoff.

Bevor Johannes Kepler im Juni wieder von der ISS ablegt, wird der Raumtransporter mit Müllsäcken und von der Bordmannschaft nicht mehr benötigtem Gerät beladen. Anschließend verlässt er die Umlaufbahn über dem Südpazifik und verglüht ohne Risiko bei seinem kontrollierten Wiedereintritt in die Erdatmosphäre.

Ausnahmsweise wird bei diesem Versorgungsflug kein Trinkwasser zur ISS gebracht, da davon an Bord noch genügend vorhanden ist. Die Wassertanks werden jedoch vor dem Ablegen des ATV mit Flüssigabfällen von der Raumstation befüllt.

Das ATV Johannes Kepler wurde nach dem berühmten deutschen Astronom und Mathematiker des gleichen Namens aus dem 16./17. Jh. benannt, der als erster die Planetenbewegung in elliptischen Umlaufbahnen beschrieb und somit den Weg für Isaac Newtons Gravitationsgesetz ebnete.

Es ist das zweite einer Serie von fünf Raumfahrzeugen, die als europäischer Beitrag zum ISS-Betrieb entwickelt wurden. Der industrielle Hauptauftragnehmer Astrium Space Transportation managt ein Team von über 30 Auftragnehmern in 10 europäischen Ländern.

(Quelle: ESA-Pressemitteilung)

 

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