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14:55 Uhr - Der für die Rüstungsindustrie zuständige Vizepremier Dmitri Rogosin träumt von der Erforschung des Mondes, stellte die Zeitung „Nowyje Iswestija“ am Mittwoch fest. Dieser Tage erklärte Rogosin, dass Russland seine verlorenen Positionen als Weltraummacht zurückgewinnen sollte. Die erste Phase der Mondforschung soll 2015 beginnen. Russland könne mit zwei Raumsonden (Luna-Resurs und Luna-Glob) den Mond erforschen. In der zweiten Phase würden zwei neue Rover auf eine fünf Jahre dauernde Forschungsmission auf den Polargebieten des Mondes geschickt. Die Forschungsfahrzeuge könnten sich bis zu 30 Kilometern vom Landepunkt entfernen. Nach 2023 soll eine bemannte Forschungsstation auf dem Mond entstehen, auf der die russische Staatsflagge gehisst werden würde.

Die Idee zur Erforschung des Mondes ist nach dem Scheitern des Mars-Projekts Phobos-Grunt im Januar dieses Jahres entstanden. Damals wurden fünf Milliarden Rubel (etwa 125 Millionen Euro) auf einen Schlag vernichtet.

Das war aber nicht das einzige Fiasko: In einer Beratung am Montag hatte Premier Dmitri Medwedew von einer Schande gesprochen, weil in den vergangenen anderthalb Jahren insgesamt sechs Weltraumstarts fehlgeschlagen seien. Die Ausgaben für die Entwicklung der Forschungsapparate werden sich in den kommenden Jahren auf 670 Milliarden Rubel (etwa 16,5 Milliarden Euro) belaufen. „Das ist eine beträchtliche Summe. Wir können nicht zulassen, dass sie im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Fenster geworfen wird“, warnte Medwedew.

Es entsteht aber der Eindruck, dass die Raumfahrt für die Staatskasse ein zunehmend größer werdendes „schwarzes Loch“ wird. Während das Finanzministerium die letzten Ressourcen zur Überwindung der zu erwartenden „zweiten Welle“ der Weltwirtschaftskrise aktiviert, nehmen die Ausgaben für die Raumfahrt kontinuierlich zu, aber Erfolge sind kaum vorzuweisen. Die Raumfahrtindustrie wird ständig von neuen Skandalen erschüttert - wie beispielsweise bei der „zweckwidrigen Verwendung“ der für das GLONASS-Projekt bestimmten Mittel.

Nach der Phobos-Grunt-Sonde und den GLONASS-Satelliten stürzte vor kurzem unlängst auch der Raumfrachter Progress ins Meer. Gestern verkündete die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos den Rückruf einer Partie des Antriebssystems Breeze, dessen Mängel dafür verantwortlich waren, dass die Trägerrakete Proton-M mit zwei Satelliten im August abgestürzt war. Komischerweise wurde die Entwicklung der Trägerrakete für den Mondflug dem Forschungs- und Produktionszentrum „Chrunitschew“ anvertraut, das auch für die Breeze-Antriebssysteme verantwortlich war.

Rogosin verspricht, das Mondforschungsprogramm streng zu überwachen. Seinen Worten nach müssen die Führungskräfte in der Weltraumforschung auf den Prüfstand gestellt werden. Das Personalkarussell dreht sich bereits: Neben Nesterow, Chef des Chrunitschew-Zentrums, mussten auch mehrere zuständige Mitarbeiter eines Ablegers des Zentrums in Omsk gehen.

Rogosin beteuert stets, dass es in der Raumfahrtbranche „keine Systemkrise“ geben würde. Experten sind aber anderer Meinung. „Es handelt sich um eine Systemkrise in der Branche, die seit Jahren vernachlässigt wurde“, sagte der Direktor des Zentrums für Analyse des internationalen Waffenhandels, Igor Korotschenko. „Das Problem kann nicht nur durch personelle Umbesetzungen gelöst werden.“ Dieser Auffassung stimmte auch Dmitri Absalow vom Zentrum für politische Konjunktur zu. „Es gibt keine Alternative für das aktuelle Personal“, stellte er fest. „Es müssen neue Führungskräfte ausgebildet werden, das Durchschnittsalter der heutigen liegt bei 60 Jahren.“ Zudem sei dringend Kontrolle über die Qualität der Ausrüstungen und die Verwendung der Finanzmittel erforderlich.
(RIA Novosti

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