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13:43 Uhr - Die erfolgreiche Andockung des privaten Raumschiffs „Dragon“ an die Internationale Raumstation ISS bedeutet den Beginn einer Revolution im Raketenbau, die Russland einen der wenigen technologischen Vorteile wegnimmt, schreibt die Zeitung „Nesawissimaja Gaseta“ am Dienstag. Privatunternehmen werden in den kommenden Jahren die Weltraumflüge massiv günstiger machen, was die staatliche Raumfahrtindustrie Russlands zu einer sinnlosen und teuren Beschäftigung macht. Es ist fraglich, ob Russland den neuen Wettlauf im Weltall mitgehen kann. Selbst wenn der russische Staat unabhängige Raketenbauer unterstützen würde, würden die benötigten Werkstoffe, Technologien, Geräte und Dienstleistungen fehlen. Aber auch die aktuellen Monopole würden alles daran setzen, um konkurrierende Privatunternehmen zu verhindern.

Russlands Raketen- und Raumfahrtkomplex hat das Potential zu Innovationen. Doch dafür sind nicht Gespräche und Lippenbekenntnisse, sondern politischer Wille und harte Arbeit erforderlich, zu der die Bosse der russischen Raumfahrtindustrie offenbar nicht bereit sind.

„Dragon“ werde den Raketenbauer Energija entlasten, sagte der stellvertretende Chef der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos, Vitali Dawydow. Der Produzent des russischen Raumfrachters „Progress“ könne dadurch seine Anstrengungen auf die Entwicklung eines neuen Raumschiffs konzentrieren, sagte er.

„Falls die USA die Tests des privaten Raumfrachters vollenden, werden sie sich nicht an uns wenden, um Güter zur ISS zu bringen. Das würde keine großen finanziellen Verluste für uns bedeuten. Das kann auch ein Vorteil sein, weil der Konzern Energija dadurch entlastet wird. Wir werden diese Kapazitäten brauchen, wenn die Entwicklung unseres Raumschiffes beendet wird“, sagte Dawydow.

Zwar freut sich Roskosmos noch darüber, dass die Nachfrage nach russischen Dienstleistungen im Weltall zurückgeht. Doch es kann sich schnell herausstellen, dass es sich wirtschaftlich nicht rentiert, mit russischen Sojus-Schiffen zu fliegen und Frachten mit Progress-Frachtern zu befördern.

Die Situation in der russischen Raumfahrt ist sehr alarmierend. Seit mehr als 25 Jahren ist Russland nicht in der Lage, ein Raumschiff in den fernen Weltraum zu starten. Seit fast 20 Jahren versuchen die Unternehmen vergeblich, eine neue Generation von Trägerraketen zu  entwickeln. Zum Vergleich: Das US-Raumfahrtunternehmen SpaceX hatte erst vor zehn Jahren mit der Entwicklung von „Dragon“  begonnen. In dieser Zeit haben die Amerikaner zudem Falcon-Trägerraketen entwickelt. Deren Startkosten sind rund 33 Prozent geringer als die von  russischen Raketen. In den USA werden mehr private Raketenbauer auf den Markt kommen.

Bislang konnte sich die russische Raumfahrt mit dem sowjetischen Erbe über Wasser halten. Doch die Technologien aus den 1950er und 1960er Jahren, entwickelt vom Koroljow-Team, werden den moderneren und billigeren Entwicklungen Platz machen müssen.
(RIA Novosti


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