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Im westlichen Nordrhein-Westfalen sind seit einiger Zeit DGPS-Signale mit hohen Feldstärken auf den beiden Frequenzen 439,1375 und 439,1625 MHz zu beobachten. Sie sind derart stark, dass im Raum Heinsberg Werte von deutlich über S9 gemessen wurden. Die Aussendungen kommen aus den östlichen Niederlanden und sind Teil des großräumig angelegten Differential-GPS-Systems, kurz DGPS genannt. Durch das Aussenden von exakt vermessenen Fehlerkorrekturen soll es die Genauigkeit des bekannten GPS-Systems zur Standortbestimmung auf die Größenordnung eines Zentimeters verbessern. Bislang hatte die niederländische Fernmeldebehörde die Frequenzen 438,8125, 438,8375, 438,8625 und 438,8875 MHz für DGPS-Anlagen mit bis zu einem Watt effektiver Strahlungsleistung unkoordiniert genehmigt.

Die Zulassung der niederländischen DGPS-Frequenzen stößt bei nordrhein-westfälischen Funkamateuren auf Unverständnis - können sie doch mit automatischen Amateurfunk-Relaisstationen kollidieren, beispielsweise mit den 70-cm-Relaisfunkstellen in Stolberg, Ennepetal oder auf dem Kahlen Asten. Das Vorgehen der Niederländer verstößt gegen die bis dato übliche Vorgehensweise, ausreichende Schutzzonen einzuhalten und Sender nicht in der Nähe der Landesgrenzen zu positionieren.

(Quelle: radioskala.blogspot.de - Tom DF5JL (mit Material von Ralph, DC5JQ)

Kein DGPS im 70-cm-Band


Schon im Dezember 2009 hatte das VHF/UHF/SHF-Technikreferat des DARC-Distriktes Ruhrgebiet (L) auf die Problematik der unkoordinierten DGPS-Zuteilung hingewiesen:

"Die niederländische Telecom Agentur (www.agentschap-telecom.nl) hat einseitig und ohne jegliche europäische Koordinierung den Frequenzbereich 438 bis 440 MHz für DGPS-Anwendungen zugeteilt. In den Niederlanden ist der Bereich 436-440 MHz nur sekundär dem Amateurfunk zugewiesen. Als Primärnutzungen sind unter anderem laut Datenbank, Land Mobile und Radio Location vorgesehen ( tinyurl.com/nny36a ). Hier besteht Kollisionspotenzial mit dem in DL primär zugewiesenen 70-cm-Amateurfunkband von 430 bis 440 MHz. Der Referent des DARC-Referates VHF-/UHF-/SHF-Technik, Jochen Berns, DL1YBL, hat das Problem bereits im November auf der IARU-Tagung in Cavtat/Kroatien mit den Vertretern der Niederländischen Regulierungsbehörde diskutiert.

Konsenz: Aufgrund der langjährigen Zuteilung der Relaisfunkstellen im 70-cm-Band genießt der Amateurfunkdienst in DL Bestandsschutz. Die nationale Amateurfunkzuteilung im Bereich 430-440 MHz in DL ist IARU-konform. Jede individuelle Amateurfunkstation hat in DL das Recht, gemäß Amateurfunkverordnung und IARU-Bandplan im Bereich 438-440 MHz Betrieb zu machen. Auf der Messe HAM RADIO ist ein Treffen zwischen der Bundesnetzagentur sowie den belgischen und niederländischen Funkamateuren geplant, bei dem es um die Definition von Schutzabständen für DGPS-Systeme gehen soll, die von deren Betreibern künftig eingehalten werden müssen. Für solche Fälle gibt es die so genannte Berliner Vereinbarung, in der sich auch die Niederlande verpflichtet haben, Kollisionen mit den Nachbarländern zu vermeiden und koordiniert Grenzwerte an den Grenzen einzuhalten. Die BNetzA hat dazu eine offizielle Stellungnahme erarbeitet. Das Differential Global Positioning System (DGPS) ist ein ein System zur Steigerung der Genauigkeit von GPS-Navigation. Dazu werden im genannten Frequenzbereich Korrekturdaten ausgestrahlt, z.B. um landwirtschaftliche Maschinen metergenau zu positionieren. Die Systeme werden kommerziell genutzt. In anderen Ländern benutzt man den Bereich zwischen 440-470 MHz, und geht somit dem Amateurfunkdienst aus dem weg. Einige dieser DGPS-Systeme senden jedoch bereits im Grenzgebiet Belgien/Deutschland, ohne vorherige Koordinierung mit den zuständigen Behörden. Ausführliche Informationen haben die Radioamateure der Belgischen Ostkantone auf ihrer Webseite unter www.rbo.be/dgps.htm veröffentlicht."

Soweit die DARC-Veröffentlichung vom 9. Juni 2009(!)

Tom DF5JL

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