logo


15:22 Uhr - Die Erdbewohner werden in der Nacht zum Mittwoch eine überaus seltene astronomische Erscheinung - den Vorbeizug der Venus vor der Sonnenscheibe - beobachten können. Der nächste Venus-Durchgang erfolgt laut Berechnungen erst wieder am 11. Dezember 2117. Der Venustransit wird in den meisten Regionen der Erde, außer Südamerika, der Antarktis und Westafrika, sichtbar sein. Aber nur in Ostaustralien, Ostchina, im russischen Fernen Osten, in Sibirien, am nördlichen Uralgebirge und an der nördlichen Küste der Kola-Halbinsel können alle Phasen dieses astronomischen Ereignisses beobachtet werden. In den übrigen Weltgebieten wird die Sonne noch vor dem Abschluss des Venustransits untergehen beziehungsweise zu einem Zeitpunkt aufgehen, da sich die Venus bereits vor der Sonne befindet.

In der Vergangenheit wurden anhand der Beobachtungen des Venus-Durchganges vor der Sonnenscheibe der Abstand zwischen Erde und Sonne ermittelt und erste Angaben über die Atmosphäre der Venus gewonnen. Moderne Wissenschaftler werden dank dieser Erscheinung ihre Methoden zur Suche nach erdähnlichen und für Leben geeigneten Planeten präzisieren können.

Der Venustransit beginnt am Dienstag um 22:09 Uhr Greenwich-Zeit (Mittwoch, 00:09 Uhr MESZ) und geht am Mittwoch um 04:49 Uhr Greenwich-Zeit (06:49 Uhr MESZ) zu Ende. Die Einwohner Europas werden nur die Endphase des Venustransits verfolgen können, der größtenteils in der Nacht erfolgt.

Zum ersten Mal wurde ein Venustransit von Johannes Keppler vorausberechnet. Das Ereignis erfolgte am 6. Dezember 1631, war jedoch nicht in Europa sichtbar. Am 4. Dezember 1639 wurde der Venus-Auftritt erstmals vom britischen Geistlichen Jeremia Horrocks und seinem Freund William Crabtree dokumentiert.

Bei einer astronomischen Weltkampagne im Jahr 1761, als mindestens 100 Wissenschaftler in verschiedenen Teilen der Welt den Venustransit beobachteten, um die Entfernung zur Sonne exakt zu bestimmen, registrierte der russische Wissenschaftler Michail Lomonossow einen leuchtenden Ring rund um die Venus und bewies somit die Existenz einer Atmosphäre.

Der diesjährige Venustransit soll mit Hilfe von Weltraum- und Bodeninstrumenten beobachtet werden. Zum Einsatz kommen beispielsweise das Nasa-Weltraumteleskop Hubble und die ESA-Raumsonde „Venus-Express“. Im Rahmen des Experiments „Venus Twilight“ soll die Venus gleichzeitig von verschiedenen Weltgebieten aus beobachtet werden. Das Ziel des Experiments ist, die Zusammensetzung der Venus-Atmosphäre gründlich zu erforschen.

Der US-Astronaut Don Pettit, Mitglied der ISS-Crew, wird den Venus-Durchgang vom europäischen Beobachtungsmodul Cupola verfolgen. Auch die Nasa-Raumsonde SDO und die japanische Raumsonde Hinode sollen bei den Beobachtungen dabei sein.

Für Amateure empfiehlt sich, ihr Teleskop oder Fernglas mit einem dunklen Spezialfilter zu versehen oder aber das Sonnenbild auf einen neben der Augenmuschel befindlichen Bildschirm zu projizieren.

In Sibirien kann das astronomische Ereignis im Unterschied zum europäischen Teil Russlands von Anfang bis Ende beobachtet werden. Faktisch in allen Gebietshauptstädten Sibiriens sind zu diesem Zweck Aussichtsplätze eingerichtet. Allein in Nowsibirsk gibt es fünf solche Beobachtungsstellen. Wie Sergej Maslikow, Leiter des Nowosibirsker Kinder- und Jugendzentrums „Planetarium“ RIA Novosti sagte, kommen Gäste aus anderen Ländern, darunter aus Deutschland und der Ukraine, nach Nowosibirsk, um den Venustransit zu beobachten. Darüber hinaus ist geplant, das astronomische Ereignis in Nowosibirsk per Internet live zu übertragen.
(RIA Novosti)

© 2024 Funkzentrum In Media e. V.
Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden.