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17:36 Uhr - Eine äußere Einwirkung kann laut einem Experten in der Raketen- und Weltraumbranche nicht der Grund für die Havarie der russischen Marsmond-Sonde gewesen sein, da Phobos-Grunt zu der Zeit des Triebwerk-Ausfalls nicht über dem Territorium der USA geflogen sei. Wie der Experte RIA Novosti am Dienstag weiter mitteilte, würden die EU-Länder und China, die über vergleichbare Sondereinsatzmittel verfügen, diese nicht einsetzen, weil an Bord des Marssatelliten wissenschaftliche Geräte dieser Länder installiert waren.

Wie einige Medien zuvor unter Berufung auf den Chef der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos, Wladimir Popowkin, mitteilten, kann ein „äußerer Einfluss“ der Grund für die Phobos-Grunt-Panne gewesen sein.

„Die USA, eine Reihe europäischer Länder und China verfügen tatsächlich über mächtige Mittel, um die Weltraumapparate zu beeinflussen. Doch selbst eine rein hypothetische Annahme, dass diese Sondermittel gegen Phobos-Grunt eingesetzt worden sein könnten, hat keinen gewichtigen Grund: Bis zu dem Zeitpunkt der Havarie war die Raumsonde überhaupt nicht über dem US-Territorium geflogen“, sagte der Gesprächspartner von RIA Novosti.

„Merkwürdig wäre es auch, wenn China oder eines der EU-Länder, die ihre einmaligen und teuren Forschungsgeräte an Bord von Phobos-Grunt installiert hatten und an einem erfolgreichen Flug zu dem Mars direkt interessiert waren, den russischen Satelliten von seiner Flugbahn ablenken würden“, fügte der Raketenexperte an.

Roskosmos-Chef Popowkin habe in seinem Iswestija-Interview, aus dem einige Medien einzelne Sätze ohne Kontext herausgegriffen hätten, überhaupt nicht auf der Version einer bösen Absicht gewisser Feinde bestanden, betonte der Experte.

„In Berichten einiger Medien sind einzelne Aussagen des Roskosmos-Chefs grob aus dem Kontext heraus gerissen, um eine Sensation zu schaffen, wo sie es nicht gibt. Für Fachleute ist es kein Geheimnis, dass eine Reihe von Ländern über bestimmte Raketenabwehr-Technologien verfügt. Deren Einsatz gegen Phobos-Grunt ist jedoch wenig wahrscheinlich, weil dies keinen praktischen Sinn und keinen Grund hat“, hieß es.

Die seit 15 Jahren erste interplanetare Raumsonde Phobos-Grunt, die für die Erforschung des Marssatelliten Phobos bestimmt war und von dort Gesteinsproben zur Erde bringen sollte, war am 9. November vom Kosmodrom Baikonur gestartet worden. Ihre Trägerrakete vom Typ Zenit hatte normal funktioniert. Beim  Einschwenken auf die Übergangsbahn fiel jedoch das Triebwerk der Raumsonde aus und diese blieb auf einer niedrigen, erdnahen Umlaufbahn stecken.

Wie Wladimir Popowkin am Dienstag in einem Iswestija-Interview sagte, habe Roskosmos keine Antwort auf die Frage, warum sich in der letzten Zeit die Pannen in der russischen Raumfahrt häufen.

„Wir wollen niemandem etwas vorwerfen, doch heute existieren sehr mächtige Mittel, Weltraumapparate zu beeinflussen, und man darf die Möglichkeit eines Einsatzes dieser Mittel nicht ausschließen“, sagte der  Behördenchef.

Laut vorläufigen Experten-Berechnungen können die nicht verglühten schwer schmelzbaren Bruchstücke zwischen dem 10. und dem 21. Januar, höchstwahrscheinlich am 15. Januar, im Gebiet zwischen dem 51,4 Grad nördlicher Breite und dem 51,4 Grad südlicher Breite abstürzen. „Der exakte Raum und die Zeit lassen sich höchstens 24 Stunden vor dem Absturz vorhersagen“, heißt es in der Mitteilung von Roskosmos. Laut früheren Medienberichten könnten die Wrackteile am ehesten in den USA, China, Afrika, Australien, Japan, Südwesteuropa oder der Ukraine niedergehen.

Die Masse aller Fragmente, die die Erde erreichen können, wird insgesamt höchstens 200 Kilogramm betragen. Die Brennstoffkomponenten der Sonde sollen in einer Höhe von fast einhundert Kilometern in den dichteren Schichten der Atmosphäre verglühen.

Laut früheren Angaben der russischen Raumfahrtbehörde wiegt der in ein Neutronen-Spektrometer eingebaute Strahler Kobalt-57 nur zehn Mikrogramm, er habe eine kurze Halbwertzeit und berge somit keine radioaktive Strahlungsgefahr in sich.
(RIA Novosti)

 

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