November
Das Stromnetz der Zukunft spart Energie
Auch Öko-Strom kommt aus der Steckdose. Bis er dort ankommt, hat er meist eine lange Reise hinter sich – etwa von Windkraftanlagen in der Nordsee oder regionalen Sonnen-, Wind- und Biogaskraftwerken. Auf dem Weg zum Verbraucher geht jedoch ein großer Teil Energie verloren. Neue Elektronikbauteile sollen dies ändern.
Für die Energieübertragung über Entfernungen von mehr als 500 Kilometern oder für Seekabel wird heute verstärkt auf Gleichstrom gesetzt. Dieser besitzt eine konstante Spannung und verliert über große Distanzen nur bis zu sieben Prozent Energie. Zum Vergleich: bei Wechselstrom sind es bis zu 40 Prozent. Allerdings müssen zusätzliche Umrichter-Stationen die hohe Spannung des Gleichstroms wieder in den vom Verbraucher benötigten Wechselstrom umwandeln.
»Gemeinsam mit Siemens Energy entwickeln wir Hochleistungsschalter. Diese sind für die Übertragung der Gleichspannung im Stromnetz notwendig und eine entscheidende Voraussetzung für Projekte wie Desertec. Die Schalter müssen sicherer, besser skalierbar und flexibler einsetzbar sein als bisherige Lösungen, um den Anforderungen zukünftiger Energieversorgungsnetze gerecht zu werden«, sagt Dipl.-Ing. Markus Billmann vom IISB. Dazu verwenden die Forscher kostengünstigere Halbleiterzellen, die mit bisherigen Schaltungstechniken nicht für die Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ) eingesetzt werden konnten. »An beiden Enden einer HGÜ-Anlage befindet sich eine Stromrichterstation«, erklärt der Forscher. »Als Stromrichter verwenden wir abschaltbare und mit höheren Schaltfrequenzen betreibbare Bauelemente, die kleinere und besser steuerbare Anlagen ermöglichen.« Eine große Herausforderung ist der Schutz der Zellen vor Havarien. Von den etwa 5000 Modulen, die in einer Stromrichterstation in Reihe geschaltet sind, dürfen nur wenige ausfallen, und das ohne Auswirkungen auf die Nachbarmodule, da sonst durch eine Kettenreaktion die komplette Anlage zerstört werden könnte. »Dieses Problem haben wir nun sicher in den Griff bekommen. Mit unseren Kooperationspartnern arbeiten wir an maßgeschneiderten Materialien und Bauelementen, damit die Geräte und Anlagen künftig weniger Energie benötigen«, sagt Billmann.
Britta Widmann
Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Gesellschaft