Das Space Shuttle Endeavour der NASA ist nach seiner 16-tägigen Mission STS-123 zur Internationalen Raumstation (ISS) sicher zur Erde zurückgekehrt.
Unter der siebenköpfigen Besatzung befand sich der französische ESA-Astronaut Léopold Eyharts, der einen Aufenthalt von knapp 49 Tagen im Weltraum hinter sich hat, in dessen Verlauf er maßgeblich an der Anbringung von Europas Weltraumlabor Columbus an der ISS und seiner Einsatzerprobung beteiligt war. Das Shuttle setzte um 00:39 Uhr MEZ am 27. März auf der Landebahn des Kennedy Space Center in Cape Canaveral, Florida, auf.
Eyharts, 50, war mit dem vorangegangenen Shuttle-Flug am 7. Februar zur ISS geflogen. Bei dieser Mission STS-122 an Bord von Atlantis war auch ein anderer ESA-Astronaut dabei, der Deutsche Hans Schlegel. Kurz nach dem Andocken von Atlantis an der ISS am 10. Februar löste Eyharts den NASA-Astronauten Dan Tani als Mitglied der 16. ständigen ISS-Bordmannschaft („Expedition 16“) ab, zu der auch Peggy Whitson von der NASA und der russische Kosmonaut Jurij Malenchenko gehören.
Als Erster im Innern von Columbus
Eine der ersten Aufgaben Eyharts’ auf der ISS war Unterstützungsarbeit bei der Anbringung von Columbus. Zunächst bediente er den Roboterarm der Station, mit dessen Hilfe das europäische Labor aus der Ladebucht des Shuttles gehoben wurde; später aktivierte er dann vom Innern des Moduls Harmony aus die motorisierten Schrauben, die die Verbindung sichern. „Das europäische Labormodul Columbus ist nun Teil der ISS“, meldete er am 11. Februar um 22.44 Uhr MEZ an die Bodenkontrolle in Houston, Moskau und München.
Am nächsten Tag betrat Eyharts als erster Astronaut das Columbus-Labor im Weltraum. Ausgerüstet mit einer Maske, einer Schutzbrille und einer Taschenlampe überprüfte er den Zustand des Labors, bevor die Atemluft geklärt und das Licht eingeschaltet wurde. Sobald die Genehmigung für den Zugang zu Columbus gegeben war, begannen Eyharts, Schlegel und andere Mannschaftsmitglieder mit seiner Neukonfigurierung und Aktivierung. Als Atlantis mit Schlegel zur Erde zurückkehrte, blieb Eyharts an Bord der ISS.
Eyharts verbrachte 44 Tage auf der ISS und widmete den größten Teil seiner Zeit der Aktivierung und Überprüfung des Columbus-Moduls und seiner Versuchsschränke, so dass mit den wissenschaftlichen Experimenten innerhalb des Labors begonnen werden konnte. Als Mitglied der ISS-Bordmannschaft leitete er außerdem Beiträge zu mehreren internationalen Wissenschaftsexperimenten und zur Wartung der Stationsausrüstung.
Unterstützung bei der internationalen Vergrößerung der ISS
Als am 13. März das Shuttle Endeavour an der ISS andockte, tauschte Eyharts einmal mehr die Rollen, diesmal mit dem NASA-Astronauten Garrett Reisman, und wurde Mitglied der Mannschaft der Mission STS-123.
Als qualifizierter Missionsspezialist auf dem Gebiet der Robotik wirkte Eyharts gemeinsam mit Reisman und einem anderen Missionsspezialisten, NASA-Astronaut Bob Behnken, durch die Bedienung des ISS-Roboterarms an der Montagemission STS-123 mit. Die drei brachten ein weiteres Modul, den druckgeregelten Teil des japanischen Experimentlogistikmoduls (JLP), an der ISS an und leisteten Unterstützung beim Zusammenbau und der Aktivierung des Manipulators für Feinarbeiten und besondere Aufgaben (SPDM); diese in Kanada gebaute, auch als „Dextre“ bekannte zweiarmige Robotereinrichtung soll künftig Außenbordarbeiten wahrnehmen, für die bisher Astronauten aus der ISS aussteigen mussten.
Am 25. März flog Eyharts an Bord von Endeavour zurück zur Erde. Mit dabei waren die ersten Ergebnisse eines an Bord von Columbus durchgeführten Experiments. Die Einsatzerprobung des europäischen Labormoduls wird von den ständigen Bordmannschaften „Expedition 16“ und „Expedition 17“ zum Abschluss gebracht.
Eyharts war nach Thomas Reiter, der 2006 sechs Monate auf der ISS verbracht hatte, als zweiter ESA-Astronaut Mitglied der ständigen Bordmannschaft. Die Mission war die zweite des Franzosen zu einer Raumstation; 1998 war er bereits zur russischen Station Mir geflogen.
Künftig weitere ESA-Astronauten als Mitglieder der ständigen ISS-Bordmannschaft
Solche Flüge wird es, nachdem das für rund 100 Experimente pro Jahr über einen Zeitraum von zehn Jahren in allen wichtigen Forschungsbereichen - Biologie, Exobiologie, Humanphysiologie, Fluidphysik, physikalische Grundlagenforschung, Technologie, Solarphysik - ausgelegte Columbus-Labor nun an der ISS angedockt ist, in Zukunft häufiger geben. Als nächster ESA-Astronaut ist 2009 der Belgier Frank de Winne an der Reihe; sein Ersatzmann ist der Niederländer André Kuipers.
In der Zwischenzeit geht es mit den Beiträgen der ESA zur ISS weiter: Das Andocken des ersten Automatischen Transferfahrzeugs (ATV) der ESA, „Jules Verne“, an der Station ist für den 3. April geplant. Bei den bevorstehenden Shuttle-Flügen werden die nächsten in dem Columbus-Labor durchzuführenden Experimente zur ISS befördert. Und mit insbesondere dem Europäischen Roboterarm, dem Verbindungsknoten Nr. 3 und der Beobachtungskuppel warten in den kommenden Jahren noch weitere in Europa entwickelte Komponenten auf ihren Start.
ESA Pressemitteilung Nr. 18-2008
Paris, 27. März 2008