Eine Entwicklung des Erlanger Fraunhofer-Instituts für Integrierte Schaltungen IIS kann künftig das Problem von Lücken in Mobilfunknetzen lösen. Neue abgesetzte und verteilte Antenneneinheiten versorgen Tunnel oder U-Bahn-Stationen mit einem durchgängigen Signal.
Die neue Technologieplattform des |
Zu sehen sind die Systeme auf der "embedded world" in Nürnberg vom 26. bis 28. Februar sowie auf der CeBIT 2008 in Hannover vom 4. bis 9. März.
Trotz sehr guter Infrastruktur stören immer wieder Funklöcher beim mobilen Telefonieren. Dies ist für Handynutzer nicht nur lästig, sondern kann sogar zum Sicherheitsproblem werden. In U-Bahnen, Tunnels, Verteilergeschossen, Häuserschluchten oder ähnlich schlecht abgedeckten Gegenden kann es z. B. schwer fallen, bei einem Notfall mit dem Mobiltelefon Hilfe zu holen. Zurzeit wird darüber diskutiert, ob man U-Bahn-Tunnel mit Mobilfunkantennen ausrüsten soll, um die Sicherheit der Fahrgäste zu verbessern.
Forscher des Fraunhofer IIS haben nun eine Alternative zu großen Basisstationen und weithin sichtbaren Funkmasten gefunden. Mit dem neuen System lassen sich Unterführungen, Einkaufszentren, Flughäfen oder Messehallen mit kompakten, kleinen, verteilten Antenneneinheiten versorgen. Unauffällig montiert, finden diese etwa an Straßenlaternen ihren Platz. Somit wird die Standortsuche für Basisstationen erheblich vereinfacht.
Ein Team der Abteilung Hochfrequenz- und Mikrowellentechnik des Erlanger Instituts hat eine Technologieplattform entwickelt, die es ermöglicht, bis zu zehn Antenneneinheiten an eine Basisstation anzuschließen. Dabei werden lediglich die ohnehin vorhandenen analogen Hochfrequenzschnittstellen der Basisstation zu den Antennen verwendet, die Übertragung findet digital über Glasfaser statt. Dieses Prinzip erlaubt es, größere Entfernungen zwischen Basisstation und Antenneneinheiten verlustfrei und standardkonform zu überbrücken.
Doch nicht nur die Frage nach der Platzierung wird damit einfacher zu beantworten: Die geringere Sendeleistung der kompakten Antennen wirkt Diskussionen über Standorte von Mobilfunkmasten entgegen.
Das 1985 gegründete Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS mit dem Hauptsitz in Erlangen und weiteren Standorten in Nürnberg, Fürth und Dresden ist heute das größte Fraunhofer-Institut in der Fraunhofer-Gesellschaft. Mit der Entwicklung der Audiocodierverfahren MP3 und MPEG AAC ist das Fraunhofer IIS weltweit bekannt geworden.
In enger Kooperation mit den Auftraggebern aus der Industrie forschen und entwickeln die Wissenschaftler auf folgenden Gebieten:
Digitaler Rundfunk, Audio- und Multimediatechnik, digitale Kinotechnik, Entwurfsautomatisierung, integrierte Schaltungen und Sensorsysteme, drahtgebundene, drahtlose und optische Netzwerke, Lokalisierung und Navigation, Hochgeschwindigkeitskameras, Ultrafeinfokus-Röntgentechnologie, Bildverarbeitung und Medizintechnik sowie IuK-Technologien für die Logistik-Dienstleistungswirtschaft.
520 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten in der Vertragsforschung für die Industrie, für Dienstleistungsunternehmen und öffentliche Einrichtungen. Das
Budget von 61 Millionen Euro wird bis auf eine Grundfinanzierung in Höhe von
20 Prozent aus der Auftragsforschung finanziert.