Kalt, sehr schneereich und sehr wenig Sonne
Offenbach – Der Winter 2009/2010 verlief kalt, sehr sonnenscheinarm und vor allem sehr schneereich. Bemerkenswert war in vielen Gebieten die hohe Zahl der Tage mit Schneedecke. Grund dafür waren übernormal häufige Wetterlagen mit kalten, nördlichen Winden im Dezember und solche mit östlichen Winden im Januar. Dazwischen brachten Tiefdruckgebiete vom Atlantik immer wieder Schnee. Das meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2 100 Messstationen.
Im Nordosten Deutschlands kälter als im Süden und Westen
Wie bereits 2008/2009 verlief auch der Winter 2009/2010 in Deutschland recht kalt: Mit -1,3 Grad Celsius (°C) lag die Durchschnittstemperatur um 1,5 Grad unter dem Klimawert. Damit landet er in der Reihenfolge der kältesten Winter seit 1901 etwa auf dem 20. Platz. Deutlich strengere Winter, wie 1962/63 und 1939/40, führen diese Tabelle mit Abweichungen von -5,7 Grad bzw. -5,2 Grad an. Erstmals seit 1995/1996 fielen alle Wintermonate, also Dezember, Januar und Februar, zu kalt aus. Nach mildem Beginn kam es ab der zweiten Dezemberdekade zu längeren Kälteperioden. Diese wechselten im Süden und Westen mit kurzen milden Phasen, im Nordosten Deutschlands blieb es dagegen meist kalt. Die offiziell tiefsten Temperaturwerte des Winters wurden am 19. Dezember in Dippoldiswalde-Reinberg, südlich von Dresden, und am 27. Januar in Bad Muskau in der Oberlausitz mit -24,3°C gemessen. Den höchsten Wert meldete Müllheim, südwestlich von Freiburg, am 6. Dezember mit 16,1°C.
Geschlossene Schneedecke in großen Teilen Deutschlands
Der Winter 2009/2010 blieb in Deutschland mit rund 173 Litern pro Quadratmeter (l/m²) um 4 Prozent unter dem Soll von 181 l/m². Im Norden und Osten fielen teilweise beachtliche Schneemengen, in Mecklenburg-Vorpommern häufig mehr als 50 cm, wobei da und dort sogar neue Stationsrekorde aufgestellt wurden. Durch Verwehungen türmte sich der Schnee besonders an der Ostseeküste und auf den Inseln häufig meterhoch auf. Bemerkenswert war die lange Zeit, in der sich große Teile Deutschlands unter einer Schneedecke befanden. Berlin lag vom 30. Dezember bis zum 26. Februar, also 59 Tage ununterbrochen unter Schnee. Zum Vergleich: Im Strengwinter 1962/1963 waren es 70 Tage, vom 28. Dezember bis zum 7. März. Den meisten Niederschlag erhielt im Winter 2009/2010 Freudenstadt im Nordschwarzwald mit etwa 409 l/m². Am trockensten blieb Grünow nordöstlich von Berlin mit rund 53 l/m².
Sonnenscheinärmster Winter seit mindestens 40 Jahren
Der Winter 2009/2010 kam in Deutschland mit rund 113 Stunden nur auf 73 Prozent seines Solls von 154 Stunden. Seit dem Beginn regelmäßiger Messungen der Sonnenscheindauer im Jahr 1950 verlief lediglich der Winter 1969/1970 ähnlich sonnenscheinarm. Besonders trübe war es oft im Mittelgebirgsraum. So kamen in Neuhütten im Spessart lediglich etwa 44 Stunden zustande. Sonniger war es im Alpenvorland, z.B. Oberstdorf mit etwa 238 Stunden.
Das Wetter in den Bundesländern im Winter 2009/2010
(In Klammern stehen jeweils die vieljährigen Mittelwerte)
Schleswig-Holstein und Hamburg: Die Durchschnittstemperatur betrug in Schleswig-Holstein -1,2°C (0,9°C) und in Hamburg -1,1°C (1,2°C). Bei der Niederschlagsmenge erreichte Hamburg 156 l/m² (165 l/m²) und Schleswig-Holstein 149 l/m² (176 l/m²). In Schleswig-Holstein zeigte sich die Sonne 105 Stunden (139 Stunden), Hamburg gehörte mit nur 97 Sonnenstunden (140 Stunden) zu den sonnenscheinarmen Bundesländern. Interessant, dass die Nordseeinsel Sylt mit 148 Stunden den meisten Sonnenschein dieser Region erhielt, während sich die Sonne auf der Nordseeinsel Helgoland mit 71 Stunden am wenigsten zeigte. Starke Ostwinde, die in Böen teilweise Sturmstärke erreichten, führten an der Ostseeküste und besonders auf Fehmarn tlw. zu erheblichen Schneeverwehungen.
Niedersachsen und Bremen: Für Niedersachsen errechneten die Meteorologen des DWD ein Temperaturmittel von -1,0°C (1,2°C), für Bremen -0,6°C (1,5°C). In Niedersachsen konnte man 166 l/m² (180 l/m²) und in Bremen 122 l/m² (157 l/m²) Niederschlag verbuchen. Beim Sonnenschein belegte Bremen mit 98 Stunden (143 Stunden) einen der hinteren Plätze, doch auch in Niedersachsen erlebten die Menschen mit 103 (139) Stunden nur wenig Sonnenschein.
Mecklenburg-Vorpommern: Mit durchschnittlich -1,9°C (0,2°C) zählte Mecklenburg-Vorpommern zu den kälteren Gebieten. Mit 105 l/m² (120 l/m²) Niederschlag war es das trockenste Bundesland. In Grambow-Schwennenz nahe Stettin fielen nur 61 l/m². Die Sonne schien 105 Stunden (142 Stunden). Mehrmals entstanden an der Küste und auf den Inseln durch stürmischen Ostwind meterhohe Schneeverwehungen. Küstenvereisung erschwerte die Schifffahrt ab Januar vor allem im Bodden und rund um die Ostseeinseln
Brandenburg und Berlin: In Berlin lag die Mitteltemperatur im Winter 2009/10 bei -1,8°C (0,4°C). In der Tabelle der trockenen Bundesländer landete es mit 110 l/m² (128 l/m²) auf dem dritten Platz. Brandenburg war mit -2,0°C (0,1°C) das drittkälteste und mit 107 l/m² (120 l/m²) das zweittrockenste Bundesland. Grünow nordöstlich von Berlin präsentierte sich mit nur 53 l/m² als trockenste deutsche Station. Beim Sonnenschein notierte der DWD für Brandenburg 120 Stunden (145 Stunden) und für Berlin 111 Stunden (151 Stunden)
Sachsen-Anhalt: Sachsen-Anhalt war mit -1,9°C (0,4°C) ein recht kaltes Bundesland. Der Niederschlag übertraf mit 151 l/m² das Mittel (125 l/m²) um 21 Prozent und der Sonnenschein blieb mit 118 Stunden (154 Stunden) um 23 Prozent darunter.
Sachsen: Mit -2,2°C (-0,4°C) war Sachsen im Winter 2009/10 das kälteste Bundesland. Hier traten auch die bundesweit tiefsten Temperaturen des Winters auf: Am 19.12. in Dippoldiswalde-Reinberg südlich von Dresden und am 27.1. in Bad Muskau in der Oberlausitz mit ‑24,3°C. Die Niederschlagsmenge blieb mit 138 l/m² (159 l/m²) unter dem Klimawert. Bei der Sonnenscheindauer landete Sachsen mit 130 Stunden (164 Stunden) auf dem zweiten Platz.
Thüringen: Thüringen zeigte sich mit -2,1°C (-0,6°C) als das zweitkälteste Bundesland. Niederschlag fiel mit 165 l/m² (147 l/m²) etwas mehr als normal, die Sonne schien mit 101 Stunden (155 Stunden) jedoch deutlich weniger als im Mittel.
Nordrhein-Westfalen: Im Winter 2009/10 konnte der DWD Nordrhein-Westfalen mit -0,1°C (1,7°C) als zweitwärmstes und mit 214 l/m² (230 l/m²) als zweitnassestes Bundesland notieren. Beim Sonnenschein kamen 106 Stunden (153 Stunden) zusammen.
Hessen: Die Meteorologen registrierten für Hessen eine mittlere Temperatur von -1,1°C (0,3°C) und eine Niederschlagsmenge von 189 l/m² (184 l/m²). Bei der Sonnenscheindauer landete Hessen mit nur 88 Stunden (138 Stunden) auf dem letzten Platz.
Rheinland-Pfalz: Rheinland-Pfalz gehörte mit einer Durchschnittstemperatur von -0,3°C (0,9°C) zu den drei wärmsten Bundesländern. Die Niederschlagsmenge lag mit 190 l/m² (178 l/m²) um 7 Prozent über und die Sonnenscheindauer mit 97 Stunden (146 Stunden) um 33 Prozent unter dem langjährigen Klimawert.
Saarland: Das Saarland präsentierte sich im Winter 2009/10 mit durchschnittlich +0,2°C (1,2°C) als wärmstes und mit 294 l/m² (231 l/m²) als nassestes Bundesland. In Weiskirchen an der Saar konnte man mit 400 l/m² die bundesweit zweitgrößte Niederschlagsmenge verbuchen. Mit 92 Stunden (161 Stunden) erreichte das zweitsonnenscheinärmste Bundesland nur 57 Prozent des Solls.
Baden-Württemberg: Hier betrug das Temperaturmittel -0,7°C (0,0°C). Mit 16,1°C am 6.12. war Müllheim die bundesweit wärmste Station. Bei der Niederschlagsmenge belegte Baden-Württemberg mit 195 l/m² (200 l/m²) den dritten Platz. Freudenstadt hieß der nasseste deutsche Ort im Winter 2009/10 mit 409 l/m². Das Sonnensoll von 169 Stunden wurde in Baden-Württemberg zwar um 20 Prozent verfehlt, doch mit 137 Stunden war es immerhin das sonnenscheinreichste Bundesland in diesem Winter.
Bayern: In Bayern verzeichnete der DWD eine Durchschnittstemperatur von -1,8°C (-1,0°C). Es fielen durchschnittlich 169 l/m² Niederschlag (190 l/m²). Beim Sonnenschein bedeuteten 121 Stunden (167 Stunden) Rang drei. Sowohl die sonnenscheinreichste deutsche Station Oberstdorf mit 238 Stunden als auch der sonnenscheinärmste Ort, Neuhütten im Spessart mit 44 Stunden, lagen in Bayern.
(Foto: © Thomas Glaser / pixelio.de)
(Quelle: Pressemitteilung DWD)