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Das US-Raumfahrtunternehmen SpaceX  feiert einen weiteren wichtigen Erfolg in seiner kurzen Historie: Der am 22. Mai 2012 ins All geschickte Raumfrachter Dragon wurde erfolgreich an die ISS angedockt.

dragon_issDas junge und ehrgeizige Team mit Elon Musk an der Spitze hat bewiesen, dass ein Weltraumtransportsystem in weniger als zehn Jahren entwickelt und in Betrieb genommen werden kann.

Ankopplung: Zwei Serien

Raumfrachter Dragon hat zwei Tage lang die ISS verfolgt. Seine Entwickler wollten prüfen, ob der Frachter um die ISS manövriert werden kann. Beim ersten Flug hätte der Raumfrachter nahe der ISS manövrieren sollen. Bei dem zweiten Flug sollte er angekoppelt werden.

Doch eine lange Vorbereitung auf den Flug hat diese Pläne durchkreuzt. Es wurde beschlossen, beide Programme zu vereinigen. Die Ankopplung verlief zwar nicht ohne Pannen, jedoch im Ganzen erfolgreich.

Die Ankopplung sollte wie folgt verlaufen: Dragon sollte sich der Station auf eine Entfernung von zehn Metern annähern, danach mit dem 17 Meter langen Roboterarm „Canadarm“ eingefangen und an die ISS angekoppelt werden. Die meisten Sorgen bereitete der erste Teil des Plans.

Diese sollten sich bewahrheiten. Das Andocken des Raumfrachters hätte um 16.07 Uhr Moskauer Zeit erfolgen sollen. Doch bei der Ausrüstung, die die Position der ISS und des Schiffes kontrolliert, kam es zu Komplikationen. Einige der berechneten Daten erwiesen sich als falsch. Für Verwirrung sorgte einer der Reflektoren des Frachters.

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Das Andocken wurde zunächst auf 17.10 Uhr und danach auf 18.40 Uhr verschoben. Es stellte sich aber heraus, dass alles normal verläuft und die Ankopplung auch früher erfolgen hätte können.

Die Ankopplung fand um 17.56 Uhr statt. Um 20.02 Uhr koppelte Dragon am Harmony-Modul an.

Charter-Frachter für ISS

Nach der Außerbetriebnahme der Shuttles ist die NASA so etwas wie der Besitzer eines Koffers ohne Griff. Der US-Segment der ISS funktioniert zwar, die Frachten und Menschen können jedoch nicht zur USS gebracht werden.

Der Verzicht auf die Shuttles war zwar geplant gewesen, erfolgte jedoch etwas früher. Die Katastrophe mit der Raumfähre Columbia 2003 hat diesen Prozess beschleunigt. Im Rahmen dieses planmäßigen Verzichts auf die Shuttles entstand das System Falcon9/Dragon.

Die Schöpfung von Elon Musk hatte nichts Gemeinsames mit den Shuttles - den riesigen Orbitalflugzeugen mit einer Aerodynamik eines gleitenden Ziegels. Im Prinzip haben heute alle mehrfachen Orbitalsysteme ein ähnliches Design. Der Dragon ist dabei keine Ausnahme.

Keine futuristische Konstruktionen: Ein fester unansehnlicher Eimer für sechs bis acht Menschen mit einem starken Wärmeschutzschirmbild. Eine größer gewordene Raumfähre „Sojus“ – jedoch ohne Raumkapsel kehrt vollständig zurück. Zwar banal und sogar unansehnlich, jedoch zuverlässig und funktionell. Es ist wohl das Beste für Charter-Flüge im Weltraum. Die Beförderung von 520 Kilogramm Fracht zur ISS ist nur der Beginn.

Zum jetzigen Zeitpunkt verpflichtet sich SpaceX gemäß dem NASA-Programm COTS (Commercial Orbital Transportation Services) mindestens zwölf Fahrten zur ISS zu veranstalten und mindestens 20 Tonnen Fracht zu befördern.

Drachen und Schwäne

Die NASA legt aber nicht alle Eier in einen Korb. Nach dem COTS-Programm hat auch der Konkurrent von SpaceX, das Unternehmen Orbital Sciences, den Zuschlag für acht ISS-Flüge bekommen. Das Unternehmen verfügt über die Trägerrakete Antares (ehemals Taurus II) und das Schiff Cygnus („Schwan“). Es gab zwar noch keine Flüge, das Unternehmen hat jedoch zugesichert, bis Jahresende die Tests durchzuführen.

Die NASA hat die Idee formell zwar nicht aufgegeben, das Mehrzweck-Raumschiff Orion zu entwickeln, das auf Grundlage des Constellation-Programms als Shuttle-Ersatz zusammen mit der Trägerrakete Ares gebaut werden sollte. Doch das Programm wurde nach einer weiteren Verzögerung der „Parteilinie“ auf Eis gelegt.

Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Orions irgendwann starten. Es ist aber wahrscheinlicher, dass sie als Basis für die Entwicklung größerer Raumschiffe für Mond-Missionen dienen, wobei die Flüge zur ISS konkurrierenden Privatunternehmen übergeben werden. Es ist unklar, ob die ISS in zehn Jahren noch in Betrieb ist. In den USA als wichtigster Geldgeber dieses Projekts mehren sich die Zweifel an der internationalen Wohngemeinschaft im Weltraum.

Neustart

Das Erste, was in der Geschichte von SpaceX überrascht, ist das starke Streben nach einem Ergebnis. Nach dem erfolgreichen Start am 22. Mai haben sich Musks Leute wie Kinder gefreut:. zielorientierte und gründliche Mitarbeiter, die keine Angst haben.

Im Dezember 2010 wurde der erste Start der Falcon-9-Rakete erneut verschoben. Die Fristen wurden nicht eingehalten. An der Rakete tauchten ständig neue Mängel auf. Auf einem Niob-Düsenaufsatz eines Antriebs der zweiten Stufe wurde ein Mikroriss gefunden. Es ist unklar, wie dies bei der Qualitätskontrolle übersehen werden konnte. Die Risse befanden sich am Rand der Düse. Es wäre logisch gewesen, den Antrieb abzumontieren und den Aufsatz zu ersetzen. Doch dies hätte erneut zu Verzögerungen geführt. Musks Team behalf sich mit einem unerwarteten Trick. Es hat den Rand des Aufsatzes einfach abgeschnitten. Die Rakete startete erfolgreich.

Abenteuerlust? Kinderstreich? Doch auch die erste Generation der NASA-Spezialisten arbeitete so, darunter das Team von Wernher von Braun, das Ende der 1960er Jahre das Saturn/Appollo-System entwickelt hat, mit dem zum Mond geflogen wurde.

Es ist fast unmöglich, noch mehr von den Weltraummächten zu erwarten, die sich Appollo und Shuttles bekamen. Das Constellation-Programm hätte zum Futtertrog für Lockheed Martin und Boeing zusammen mit der ehemaligen Rüstungsabteilung des Konzerns Honeywell – Alliant Techsystems – werden können.

In den zurückliegenden 30 Jahren sind die Unternehmen aus Silicon Valley zum Synonym für Innovation geworden. In den IT-Start-Ups herrscht eine sehr große Motivation, kreative Atmosphäre und flache Hierarchien,  die dabei helfen, neue Lösungen für einen technologischen Durchbruch zu finden.
In diesem Sinne ist es nicht verwunderlich, dass frühere New-Economy-Manager wie Elon Musk sich als Raketenbauer profilieren.

Die Meinung des Verfassers muss nicht mit der von RIA Novosti übereinstimmen.


Konstantin Bogdanow, RIA Novosti

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