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Am 25. Juli 2000 stürzte eine brennende Concorde auf ein Hotel im Pariser Vorort Gonesse ab. Das Flugzeug-Unglück kostete 113 Menschen das Leben und bereitete damit der Passagierluftfahrt mit Überschallflugzeugen das Ende.

Weltweit gab es nur zwei Überschall-Flieger gegeben, die sowjetische Tupolew-144 und die britisch-französische Aerospatiale BAC Concorde. Die Geschichte der ersteren Maschine ist kurz erzählt: 1975 in Betrieb genommen, wurde die Tupolew-144 nur drei Jahre später außer Dienst gestellt. Obwohl sie in einigen Bereichen besser als die Concorde war, ging sie vor allem wegen ihres Absturzes auf der Luftfahrtmesse im französischen Le Bourget am 3. Juni 1973 in die Geschichtsbücher der Luftfahrt ein.

Die Concorde, Errungenschaft französischer und britischer Konstrukteure, wurde erst 1976 hergestellt. Die elegante spitznasige Maschine, die mehr als 100 Fluggäste an Bord nehmen und mit Überschallgeschwindigkeit befördern konnte, kam zu einem schlechten Zeitpunkt auf den Markt. Das OPEC-Embargo für Öllieferungen in die USA nach dem Jom-Kippur-Krieg von 1973 hatte die Kerosinpreise hochgetrieben. Die ältere Generation der Amerikaner erinnert sich immer noch sehr ungern an die damaligen Benzincoupons und lange Schlangen vor Tankstellen. Ausgerechnet 1975 begann eine Rezession der Weltwirtschaft, die die in die Höhe geschnellten Ölpreise nicht verkraften konnte.

Aber auch ohne die OPEC gab es genug Probleme. Die US-Behörden wollten die Concordes nicht mehr auf der transatlantischen Route fliegen lassen, für die sie eigentlich entwickelt worden war. Auf die Fluggenehmigung für Dallas musste das britisch-französische Flugzeug gut ein halbes Jahr warten, in New York durfte die erste Concorde erst im November 1977 landen. Böse Zungen behaupteten, die Amerikaner wollten sich an den Europäern rächen, weil sie zuerst die Überschallmaschine entwickelt hatten. Boeing hatte auch ein Überschallmodell (2707-300) entwickelt. Aber dieses Monster, das doppelt so groß wie die Concorde war und drei Mal so viel Last an Bord nehmen konnte, konnte nicht vom Boden abheben.

Die Betriebskosten sind bekanntlich umso geringer, je mehr Flugzeuge eines Typs im Flugdienst stehen. Als die Entwicklung der Concorde in den 1960er Jahren begann, hatten die Konstrukteure 76 Anträge erhalten. Selbst amerikanische Fluggesellschaften waren an diesen Maschinen interessiert. Angesichts dessen rechneten die Ingenieure mit einem großen kommerziellen Erfolg.

Allein die Entwicklung der Concorde kostete damals gigantische Summe - eine Milliarde Pfund Sterling. Aber letztendlich konnten nur neun Maschinen verkauft werden: fünf davon gingen an British Airways und vier weitere an Air France. Bis dahin waren allerdings bereits 14 Flugzeuge hergestellt worden, aber was mit den anderen fünf Maschinen gemacht wurde, war einfach lächerlich: Sie wurden für einen symbolischen Preis von einem Pfund Sterling bzw. ein Franc pro Maschine den Fluggesellschaften überlassen.

In der Luftfahrt war eine neue Ära eingetreten: die Luftfahrt wollte nicht mehr „schneller, höher und stärker" werden. Das Motto lautete: „Billiger, zuverlässiger und nochmals billiger". Die legendäre „buckelige" Boeing 747 und andere ähnliche „Arbeitstiere" auf den Flugrouten waren viel günstiger als die spitznasige Schönheit Concorde. Es wurde immer offensichtlicher, dass die Priorität für die Fluggesellschaften nicht die für Unternehmer so wichtige Schnelligkeit, sondern niedrige Ticketpreise, worauf die Mittelklasse und die Fluggäste mit geringem Einkommen viel Wert legten.

Die Concorde war zwar liebenswert, aber sehr teuer. Air France und British Airways wollten die Maschine mit großem Komfort ausstatten, was sie aber noch ungünstiger machte. Die Aerodynamik der Überschallmaschine hatte eine rasche Zunahme der Start- und Landegeschwindigkeiten zur Folge, weshalb die Concorde längere Start- und Landebahnen mit gutem Belag brauchte. Die Landeerlaubnis für Concorde wurde zu einer richtigen Qual.

In der britischen  Marine gab es einst den Begriff „the white elephant". So hieß ein untypisches Einzelschiff, das die Königliche Flotte nur zufällig erhielt. Es war unklar, was man mit ihm anfangen könnte, aber es wäre bedauernswert, darauf zu verzichten. Die Concordes wurden zu „weißen Elefanten" des zivilen Luftfahrt. Was Ende der 1960er Jahre als eine Generation von Massenflugzeugen zu sein schien, entpuppte sich als ein teures Spielzeug, als eine noble Marotte für reiche Exzentriker, die ihren VIP-Status beweisen sollten. Die regelmäßigen Concorde-Reisen waren unrentabel, die Ausgaben konnten nur dank sehr teuren privaten Charter-Flügen gedeckt werden.

Am 25. Juli 2000 brach an Bord der Concorde bei dem Startanlauf im Flughafen Charles de Gaulle ein Brand aus. Beim Anlauf fuhr die Maschine über eine Titanplatte, die zuvor von einem DC-10-Frachter abgefallen war. Die Platte schnitt einen Reifen auf, prallte gegen den linken Flügel und brach den gefüllten Tank. Das Kerosin geriet in direkt wegen des Starts auf Hochtouren laufende Triebwerke. Die ganze Welt sah die mit einer Feuerschleppe abhebende Concorde. Ein Triebwerk fiel sofort aus. Wenige Sekunden später ging das zweite Triebwerk am selben Flügel kaputt. Die erreichte Geschwindigkeit war zu gering für eine Notlandung. Die brennende Maschine stürzte drei Kilometer vom Flughafen entfernt ab.

Die Concorde-Flüge wurden für nur einen Tag ausgesetzt, bis die Ursache der Katastrophe festgestellt wurde, die nichts mit der Zuverlässigkeit der Maschine zu tun hatte. Aber regelmäßige Flüge wurden nicht mehr wiederaufgenommen. Es wurde beschlossen, die Maschinen zwecks Vorbeugung solcher Unfälle zu modernisieren. Am 16. August 2000 lief die Flugzulassung der Concorde aus. Die neue wurde erst ein Jahr später, am 5. September 2001, ausgestellt. Aber am 11. September 2001 ereignete sich der Terrorangriff auf das World Trade Center in New York, der der weltweiten zivilen Luftfahrt einen Schlag versetzte.

Regelmäßige Concorde-Flüge wurden erst im November 2001 wiederaufgenommen, aber sie waren lange nicht mehr so populär wie zuvor. Aus kleinsten technischen Schwierigkeiten wurden immer große Probleme gemacht. Man liebte die Maschine nach wie vor, aber man war dennoch müde davon. Im Frühjahr 2003 beschlossen British Airways und Air France gemeinsam, die Concorde aus dem Betrieb zu nehmen. Der letzte Passagierflug der Concorde fand am 24. Oktober 2003 und der allerletzte Flug einen Monat später statt. Die „am Leben gebliebenen" Maschinen stehen jetzt in Museen in Großbritannien, Frankreich, den USA und in Barbados (dorthin flogen die Concorde-Maschinen fast 25 Jahre lang aus London).

Verschiedene Flugzeugbauer der Welt kündigen schon seit Jahren die Entwicklung von neuen Überschallmaschinen der neuen Generation an. Davon reden sowohl die Amerikaner als auch die Europäer, die mithilfe des Konzerns EADS einen Concorde-Nachfolger bauen wollen. Aber ihre Behauptungen wiegen derzeit so viel wie Luft. Die Erinnerungen an die eleganten Maschinen aus den turbulenten 1960er Jahren werden noch lange erhalten bleiben.

(Konstantin Bogdanow für RIA Novosti).

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