Das CEPT-Abkommen und immer kleinere Transeiver machen es zur Selbstverständlichkeit, die Kurzwellen-Amateurstaion mit in den Urlaub zu nehmen, um auch einmal „als DX“ mit den Freunden daheim verkehren zu können. Aber wie löst man das Antennenproblem? Unser Antennenpraktiker Albert Heine, DK7CN hat sich Gedanken gemacht.
Moderne Transceiver sind immer kleiner und leichter geworden, obwohl sich ihre Leistungsfähigkeit enorm gesteigert hat: Auch das Schaltnetzteil wiegt nicht mehr viel. Echte Probleme gibt es nur noch mit der Urlaubs-Antenne:
Gewiß, eine FD-4-Drahtantenne wiegt nur 1,4 kg ohne das Kabel und hat ihre Vorteile: Man kann sie auf gewickelt problemlos transportieren.
Gewiß, eine GPA-30 wiegt ohne Radials nur 2,7 kg, und die einzelnen Alurohre sind nicht länger als 1,24 m. Man kann die Rohre bündeln und das Bündel als Fluggepäckaufgeben oder im Pkw mitführen.
Gewiß, man kann sich an vielen Urlaubsorten auch eine Bambusrute von 6,00 m Länge kaufen und sie mit 1 mm starkem CuL-Draht zu einer Groundplane-Wendel-Antenne „umstricken".
Aber wie bekommt man das Abspannseil für die FD-4 über die hohe Pinie am Ende des Grundstücks? Woher nimmt man ein stabiles Standrohr für die GPA-30? Wie befestigt man es am Balkongitter? Was tut man, wenn man keine Bambusrute auftreiben kann? Und jedes Jahr wieder die gleichen Probleme?!
Das Antennenproblem erledigt sich von selbst, wenn man für den Antennenbau geeignetes Angelgerät wohl vorbereitet mit sich führt,
Angelruten ...
gibt es in Längen bis um die 10,00 m, und man kann die einzelnen Stücke teleskopartig ineinanderschieben, so daß für den Transport nur ein Futteral von etwa 1,20 m Länge übrig bleibt. Je länger allerdings die Rute ist, desto leichter bricht ihre dünne Spitze ab, wenn sie durch seitlichen Zug belastet wird. Welche Rute ist die stärkste und die längste zugleich?
Die Angelrute (Abb. 1) kann man verwenden, um in wenigen Minuten eine Groundplane-Antenne am Balkongitter zu errichten. Es wäre praktisch, wenn sie so lang wäre, daß man einen Viertelwellenstrahler für das 20m-Band, also etwa 5,00m Antennenlitze, von der Rolle abspulen und mit einem Nylonfaden durch die Ringe nach oben ziehen könnte. Wenn man die Angelrute in senkrechter Stellung sicher am Balkongitter anbinden will, sollte sie mindestens 6,00 m lang sein.
Für das 15-m-Band braucht man nur 3,30 m und für das 10m-Band 2,50 m Litze abzuspulen. Den Innenleiter des Koax-Kabels klemmt man mit einer kleinen Akkuklemme direkt an der Rohe auf die Litze:
Die Rolle an der Angel stört die Funktion der Groundplane-Antenne nur insofern, als sie den Resonanzpunkt leicht verschiebt; die Viertelwellenlänge wird etwas kürzer, man braucht weniger Litzenlänge. die richtige Länge der Antennenlitze läßt sich mühelos mit dem SWR-Meter ermitteln. Die einmal gefundenen Längen kennzeichnet man durch eine kurze Umwicklung mit farbigem Garn, das man mit Kunststoffleim an der Stahllitze fixiert. .
Wenigstens ein Radial für das gerade benutzte Band fände; notfalls in „U"-Form ausgespannt, sicher Platz auf dem Balkon. Auch das oder die Radials kann man mit solchen Klemmen auf den Außenmäntel des Kabels aufklemmen und das freie Ende ohne einen Isolator mit Nylonfaden abspannen.
Horizontale Drahtantennen ...
sind oft vorzuziehen, denn sie bieten unter Umständen einen beachtlichen Gewinn, wenn man einen genügend langen Draht in der richtigen Richtung aufhängen kann.
Aber wer will schon. mit Leitern hantieren oder auf Bäume klettern? Das erregt Aufsehen, und Aufsehen lenkt den Verdacht, er könnte der Verursacher der Empfangsstörungen sein; unnötigerweise auf den armen Urlaubs-OM.
Mit einer Gummischleuder oder Zwille könnte man an einem kleinen Bleigewicht einem Nylonfaden über den Ast eines Baumes schießen und damit isoliert eine dünne V2A-Litze als Antennendraht hochziehen. Nur sind Zwillen leider tabu für das Fluggepäck, seitdem sattsam bekannte Typen damit Stahlkugeln auf Polizisten schießen. In der Bundesrepublik bekommt man Zwillen nicht mehr zu kaufen. Zoll und Grenzpolizei machen Jagd auf sie:
Ein Grundblei für das Angeln kann man aber ohne jedes Problem mit sich führen. Es braucht nur 40...60 g zu wiegen. Wie man dieses Grundblei nebst Nylonfaden mit der Angel sehr weit, sehr hoch und gut gezielt ebenfalls über den Ast eines Baumes werfen, kann, zeigt einem jeder Sportangler:
Man sollte den Zielwurf (Abb. 2) vor dem Urlaub üben. Aber Vorsicht! Ein Grundblei von 40 g Gewicht gräbt sich schon tief in den Wiesen- oder Gartenboden ein, wenn es aus nur 10 m Höhe herunterfällt. Menschen dürfen auf keinen Fall gefährdet werden, und Fensterscheiben reagieren ebenfalls sehr unfreundlich auf solche Bleigewichte.
40 g sollte das Wurfblei schon wiegen, denn sonst rutscht der Nylonfaden auf der anderen Seite nicht zu Boden. Hat sich das Blei erst zweimal um einen Ast gewickelt, bekommt man es durch Rückwärtsziehen kaum wieder heraus, während es mit einem bißchen Zappeln an der Angel oft dazu gebracht werden kann, langsam zu Boden zu sinken, so daß man es für den nächsten Wurf retten kann.
Langdrahtantennen...
mit einer Angelrute zu errichten, ist ganz einfach Zuerst wirft man mit der Angelrute und dem Grundgewicht die Abspannschnur für das Antennenende über oder durch den Baum. Dann geht man auf seinen Balkon und kurbelt soviel Litze von der Schnurrolle an der Angel nach unten, wie die Antenne ohne die Zuführung bis zum Antennen-Tuner lang sein soll. Wieder zahlt sich aus, wenn man schon zu Hause farbige Markierungen auf der V2A-Litze angebracht und die Anpassung mit dem Tuner ausprobiert hat.
Von der örtlichen Situation wird es abhängen, ob man die Rute zusammengeschoben am Balkongitter anbindet, damit sie nicht auffällt, oder ob man die zusätzliche Höhe der Rute als Antennenhöhe ausnützen möchte, vielleicht um einen „Sloper"-Effekt zu erreichen und besonders flache Abstrahlungzu erzielen.
Das Litzenende ist schnell mit der Abspannschnur verbunden und die richtige Spannung eingeregelt, die einerseits verhindert, daß die Antenne wild im Wind herumflattert, aber andererseits durch ihren seitlich auf die Rutenspitze wirkenden Zug (5...10 kg) die Angelrute nicht zu schwer belastet.
Als Antennenlitze...
hat sich V2A-Litze ganz gut bewährt. Es gibt derartige Litze mit einem Durchmesser von 0,1mm auf einer 50-m-Rolle in Spezialgeschäften für den Modellbau zu kaufen. Sie wird zur Steuerung von Fessel-Flugzeugmodellen verwendet. Die Reißfestigkeit dieser Litze ist jedoch nur etwa 3 kg, genügt also nur für kurze Antennenlängen, oder wenn man in Kauf nimmt, daß man den Draht gegebenenfalls ersetzen muß.
V2A-Litze von 0,33 mm Durchmesser hat eine Reißfestigkeit von min. 10 kg. Diese Litze kann ohne weiteres noch auf einer Angel-Schnurrolle aufgespult werden und bietet die Gewähr, daß die Antenne nicht so leicht abreißt. Es hat sogar noch eine beträchtliche Länge Nylonfaden von 0,33mm Durchmesser Platz auf der Rolle.
Für den Urlaubsantennenbauer ist es besonders vorteilhaft, daß man so dünne Litze kaum sehen kann. Es muß jedoch blanke V2A-Litze sein, damit sich der unbenutzte Rest auf der Rolle von selbst kurzschließt. In Angelgeschäften gibt es meist nur gefärbte oder nylonummantelte Stahllitze, die für denAntennenbau nicht geeignet ist.
Als Schnurrolle...
genügt eine einfache und robuste sogenannte Stationärolle. Eine Rolle, die ohne weiteres 100 m V2A-Litze von 0,33 mm Durchmesser und dann noch 40 bis 60 m isolierenden Nylonfaden von 0,35 mm Stärke aufnimmt, ist leicht zu bekommen und nicht teuer.
Konfektionierte Antennenteile ... aus demselben V2A-Material kann man schon zu Hause vorbereiten und, auf Plastik-Aufwicklern vor der leicht eintretenden „Verwirrung" gesichert, mitführen. Es würde sich empfehlen, auf je einem Aufwickler wenigstens vier Radials für jedes der Bänder mitzunehmen, die man benutzen möchte.
Für die Dauer des Urlaubs braucht man keine Lötungen, die bei V2A-Stahllitze ohnehin auf große Schwierigkeiten stoßen würden. Am besten benutzt man die Quetschstecker und Kabelschuhe, die es für die Kfz-Elektrik an vielen Stellen zu kaufen gibt.
Die einzelnen Antennenteile verbindet man gegen Zug entlastet am besten mit „Karabinern", die es ebenfalls in Angelgeschäften zu kaufen gibt. Abb. 3 zeigt, wie man das Ende z.B. eines Radials „konfektioniert".
Antennenformen ...
jeglicher Art kann man sofort zusammenfügen, wenn man die erforderlichen Antennenteile aufgewickelt fertig mit sich führt. Abb. 4 zeigt ein paar Antennenformen, die schnell zusammengestellt sind und mit Sicherheit einen Urlaub lang Wind und Wetter trotzen.
Eine Richtantenne, die sich für den Urlaub geradezu anbietet, ist die „Bobtail"-Antenne (Abb. 5). Die benötigten Antennenteile kann man fertig konfektioniert und gegen Verpfitzen auf einem Plastikaufwickler geschützt mitführen, so daß die Antenne schnell zusammengestellt ist, wenn die angetroffenen Verhältnisse es erlauben, sie aufzuhängen. Im übrigen stimmen die Längen mit denen der Radials für das 40-m- und 20-mBand überein. Die Antenne strahlt quer zu dem „Vorhang", der aus den senkrechten Elementen gebildet wird, die man unten mit Grundblei-Gewichten beschwert.
Angeln ...
kann man mit der Angelausrüstung natürlich auch. In diesem Falle wird man die Rute, die Nylonschnur und das Grundblei vielleicht nur verwenden, um eine Drahtantenne heimlich, leise, so gegen 0400 Ortszeit, wenn alles schläft, zwischen dem Domizil und dem nächsten Antennenbaum aufzuhängen. Die dünne Litze wird höchstens durch Zufall als Antenne erkannt, wenn sie überhaupt entdeckt wird.
Die Angelrute eignet sich besonders für das Brandungs-, Grund- und Molenangeln auf schwere Fische. Wie man Brandungsangeln richtig betreibt, kann man in einem Fachbuch nachlesen, das das Angelgeschäft sicher gern zusammen mit der erforderlichen Ausrüstung verkaufen wird.
.Petri Heil für das Angeln ... und für den Antennenbau! Albert Heine DK7CN
(Quelle: funk 5.89)
mit freundlicher Genehmigung der Zeitschrift "Funkamateur"