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Auf den Urlaub freut man sich immer - besonders, wenn man sich so viel vorgenommen hat, wie wir.

Während dieses Urlaubs sollte eine gesunde Mischung aus Sport, Hobby und Spaß die erholsame Wirkung garantieren.
Etwa 1 Woche vor Urlaubsbeginn erfuhren wir, daß der für den Transport der Funkausrüstung eingeplante Kleintransporter nicht zur Verfügung steht und der OM, der diesen fahren sollte, wahrscheinlich auch nicht mitkommen kann.
Das war bitter..........!

So schnell war kein Ersatz beschaffbar und so blieb uns nichts anderes übrig, als unsere Funkausrüstung drastisch zu reduzieren. Übrig blieben lediglich pro Person ein Handfunkgerät und fürs Auto ein TR 751E.
Um es noch deutlicher zu machen: Mit einem PKW mussten 3 Personen, also Thomas-DH7TS, Willy-DD6UMW & XYL Monika, 2 Zelte, die dazugehörige Campingausrüstung, Kleidung und diverse andere Bedarfsstücke für 3 Wochen transportiert werden. Außerdem musste noch soviel Platzreserve übrigbleiben, um eventuelle Anschaffungen auf der HAM RADIO unterzubringen.
Aber, ich sag’s immer wieder: Wer jahrelang "Trabbi" gefahren ist, hat unersetzbare Erfahrungen im Packen gewonnen. Trotzdem war es auch beim BMW eine echte Herausforderung.

Ja, richtig, ich hatte noch gar nicht gesagt, wo wir eigentlich hinfahren wollten.
Nun ja, wer immer fleißig unsere Chronik liest, weiß schon, wo wir im Juni jeden Jahres immer hinfahren: Zuerst nach Grainau / Zugspitzdorf und dann nach Friedrichshafen am Bodensee zur HAM RADIO. Und dieses mal wollten wir uns anschließend noch eine Woche im Heuhotel gönnen. Also, im Grunde nichts Neues.
Oder vielleicht doch...?
Mal abgesehen von der obligatorischen Verspätung beim Abfahren, gelang es uns, die Strecke Berlin - Zugspitzdorf Grainau in ca. 6 Stunden zu bewältigen. Dabei hatten wir unserer Pausen und Staus wie jedes Jahr.

0006 01Natürlich waren wir wieder im freundlichen Hotel "Post" eingeloggt und als wir unsere Zimmer sahen – es war diesmal eine Ferienwohnung – wussten wir: Die Woche kann nur gut werden! Von unserem Balkon hatten wir einen herrlichen Blick auf den Waxenstein, die Zugspitze, auf Grainau natürlich, auf den Wank-Gebirgszug und den Kramer. Einfach Klasse!

Für den ungeübten Leser mag es so erscheinen, als ob wir pflichtgemäß in Lobeshymnen verfallen. Mal abgesehen davon, daß die Gegend um Garmisch-Partenkirchen unsere Werbung Weißgott nicht nötig hat, so ist es doch für einen Großstädter (ich könnte auch sagen Hauptstädter - wegen der Werbung), der mehr als 80% seiner Jahreszeit den Stein der Stadt vor Augen hat, dessen Horizont durch die Traufhöhen der ihn umgebenden Häuser bestimmt wird, daß es für so einen armen Groß....., ich meine Hauptstädter bereits eine Erholung ist, wenn er weiter als 50m bis zum Horizont blicken kann, und dann mit solch einer Kulisse. Ja, man kann sich hier nicht genug satt sehen.

Also, wir hatten uns eine Menge vorgenommen. Deshalb leisteten wir uns nur einen halben Tag für die Erledigung der verschiedensten Besorgungen, die so ein Anreisetag nun mal mit sich bringt.

Unser Ziel sollte diesmal sein, die "Grainauer Wandernadel" mindestens in Silber zu schaffen. Nach eingehender Diskussion über die günstigsten Routen gönnten wir uns als Höhepunkt einer kleinen Testwanderung bei Elfi (Evi) auf der Neuner-Alm-Hütte einen riesigen Erdbeereisbecher. Und wenn ich riesig sage , meine ich auch riesig!

Ach, sagte ich schon, dass wir Kaiserwetter hatten - nein ?
Wir hatten Kaiserwetter!

Unsere erste größere Route führte uns vom Eibsee über die deutsch-östereichische Grenze ins Tiroler Land, in die Tiroler Alpen.
Diese Tour begann gleich mit einem Aufstieg mit ordentlichen Anstieg. Sie verlief ziemlich parallel neben einer Skiabfahrtspiste.
Als wir den ersten großen Querweg erreicht hatten, lief uns der Schweiß in Strömen herunter. Unsere Gesichter waren hochrot, die Pumpe lief auf Hochtouren und das Wasser kochte im A.......!
Wir wussten Dank dem Höhenmesser, den uns Wim (DO1KWM) überlassen hatte, daß wir schon ziemlich hoch waren, aber von der Umgebung war leider nichts zusehen. Ringsum war alles neblig – wir steckten mitten in den Wolken.

Gott-sei-Dank waren die Wanderpfade ganz gut gekennzeichnet.

Und weiter ging es.......!

0006 02Der Weg durch den nebligen Wald, man konnte ca. 10m weit sehen, hatte irgendwie etwas mystisch-romantisches. Der Pfad war felsig und oft durch umgestürzte Bäume oder kleine Bergrutsche schwer passierbar. Die Luftfeuchtigkeit war inzwischen so hoch, daß es ständig von den Zweigen der Bäume und Büsche tropfte. Die Berührung dieser Zweige löste jedes Mal einen Regenschauer aus.

Lange dunkelgrüne Moosfäden hingen wie zerfetzte Spinnweben von den Bäumen und dicke Flechtenpolster bedeckten die Gehölze so weit das Auge reichte. Wenn uns jetzt ein Kobold oder eine Hexe über den Weg gelaufen wäre, so hätten wir uns nicht gewundert. Vorsichtshalber hatte sich jeder schon mal seine drei Wünsche zurechtgelegt - man kann ja nie wissen...!

0006 03Inzwischen hatten wir die deutsch-östereichische Grenze erreicht.

Mehr oder weniger gut erhaltene Pfähle markierten komischerweise an unterschiedlichen Stellen den Grenzverlauf. Wir suchten uns einen Pfahl mit gut erhaltenem Hoheitszeichen (Österreich. Wappen) aus, und definierten für uns: Das ist der "Grenzübergang"! Unser Höhenmesser zeigte 1515 m über NN. Nach einigen Minuten lichtete sich der Wald zwar, aber der Nebel blieb. Die Sicht war immerhin schon so gut, daß wir einen größeren Weg erkannten, der uns dann sicher zum Ziel, die Hochtörl-Hütte, führte. Hier konnten wir unsere Sachen trocknen, uns selbst mit 1-2 Grog aufwärmen und einen herzhaften Happen essen.

Und wie wir so da saßen und über uns und die übrige schöne Natur senierten, da kam doch plötzlich die Sonne hervor. Erst zaghaft aber dann immer kräftiger und durchdringender verjagte sie mit ihren wärmenden Strahlen die Nebelwolken. Jetzt bot sich uns ein wunderschöner Blick auf die Zugspitze - diesmal von österreichischer Seite - und der überwältigende Ausblick in das als Lutter-Grube bezeichnete Tal. Wir nahmen es als Lohn für unsere Mühen beim Aufstieg.

Der Rückweg gestaltete sich wesentlich fröhlicher und entspannter, obwohl die steilen Abstiege auch unsere volle Aufmerksamkeit erforderte. Da die Sonne uns den Rückweg verschönte, sahen wir natürlich auch mehr von der Umgebung und manch‘ reizvoller Blick ins tiefe Tal ließ uns hier und da noch ein paar Minuten verweilen.

Wieder im Hotel angekommen ruhten wir einen Augenblick aus, machten uns dann aber wieder fein, um in einem der vielen Restaurants das wohlverdiente Abendmahl zu genießen und den "Schlachtplan" für den nächsten Tag festzulegen.

Zwischenspiel


Wir saßen gerade im Vorgarten einer Gaststätte und ließen uns das Mittagsbier schmecken, da kamen zwei neue Gäste, ein älteres Ehepaar. Sie fragten die Kellnerin, ob sie schon mehr wisse über das Zugunglück im Tunnel der Zugspitzbahn. Alle, die das gerade gehört hatten, guckten verwundert hoch: Was erzählen die da....? Die Kellnerin lachte und meinte, das wären nur Gerüchte.
"Doch, doch, es sollen zwei Züge der Zugspitzbahn im Tunnel zusammengestoßen sein", beharrten die beiden älteren Herrschaften. "Ach, wir haben hier nix gehört," wiegelte die Kellnerin ab und wurde sogar von einigen Gästen unterstützt.

Auch uns kam das irgendwie zweifelhaft vor. Wie kann das angehen, auf einer einspurigen Strecke und dann noch im Tunnel? Da passt sowieso nur ein Zug gerade so durch.

In diesem Moment kamen uns die Hubschrauber in Erinnerung, die seit geraumer Zeit über Grainau flogen. Wir beobachteten sie etwas genauer und stellten fest, daß sie immer über einen bestimmten Punkt kreisten. Es könnte der Tunneleingang sein....!

Inzwischen hatten wir die Gaststätte verlassen und machten eine kleine Wanderung zu den Bader-Seen. Der Weg führte hauptsächlich durch Wald und bald hatten wir auch unser Ziel erreicht. Plötzlich piepte mein Tel.-Handy: Mein Sohn rief aus Berlin an und fragte, ob und wie es uns geht. Im Fernsehen hätten sie gerade berichtet, daß es in Grainau ein Zugunglück mit der Zugspitzbahn gegeben hätte, und ihr wolltet doch auch damit fahren.........!??? Ich war im Moment sprachlos - also doch!

Ich konnte ihn beruhigen, wir wären alle OK und auch sonst sind wir in keiner Weise betroffen von dem Ereignis. Jetzt waren wir doch etwas aufgewühlt. Hier im Ort weiß keiner etwas davon aber der Rest der Welt. Wie perfide...!

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Wir haben dann auch im Hotel den Fernseher zu Rate gezogen. Tatsächlich berichteten alle großen TV-Sender von diesem schrecklichen Unfall. Und so sahen wir auch bald etwas klarer, was wo passiert ist:
Den Streckenabschnitt, um den es hier ging, ist der zwischen Garmisch und Grainau. Nicht wie wir zuerst vermuteten, zwischen Grainau und der Zugspitze. Auch zwischen Grainau und Garmisch gibt es einen Tunnel. Und an oder in der Einfahrt dieses Tunnels auf der Grainauer Seite ist es passiert.

Heute wissen wir: Durch ein missverstandenes Signal sind die Züge in Grainau und Garmisch gleichzeitig losgefahren, obwohl das Abfahrtssignal nur für Grainau galt. In der Tunneleinfahrt trafen sich die Züge mit ca. 40 km/h . Die ersten Wagen wurden zusammengedrückt und aus den Schienen gehoben. Die zweiten Wagen wurde nur leicht eingedrückt aber in der Mitte geknickt.

Wie durch ein Wunder überlebten Schaffner und Fahrgäste, mit unterschiedlichen Verletzungsgraden zwar, aber sie lebten.

Zwei Tage später fuhren wir mit der Zugspitzbahn Richtung Zugspitze, durch den anderen Tunnel. Nun ja, wir vertrauten unserem Schicksal, denn zu dieser Zeit wussten wir noch nicht, dass jetzt Tunnelkatastrophen in Mode gekommen sind........!


Zwischenspiel-Ende


Fortsetzung folgt

 

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