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Als Mitglieder eines Berliner Ortsverbandes sollte es eigentlich eine klare Sache sein, daß wir am Brandenburg-Berlin-Contest teilnehmen. Die Erfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt, daß das Interesse nicht gerade überwältigend war. Und dieses drückte sich auch in den Teilnehmerzahlen aus. Wir wollten durch unsere Teilnahme die Bilanz etwas verbessern helfen.
Aber selbst in unserem OV schwappte die Begeisterung für die Teilnahme an dem Brandenburg-Berlin-Contest nicht über. Warum das so ist, sollte zu einem anderen Zeitpunkt genauer beleuchtet werden. Jetzt geht es um diesen Brandenburg-Berlin-Contest - teilnehmen oder nicht!
Also für drei OM's (DD6UTS-Thomas, DD6UWT-Jens, DD6UMW-Willy) stand es fest:

Wir machen mit!

Zwei weitere OM's würden gerne, aber QRL-Termine hinderten sie daran. Alle anderen hielten sich vornehm zurück. Und als wir mitteilten, daß wir das ganze von unserem Field-Day-Standort machen wollten, konnten sich einige nicht mehr zurückhalten:".....Ihr seit ja verrückt..." oder "....nee, bei dem Wetter...." oder "....da holt man sich ja was weg..." usw, usw. Einige lachten laut, einige lachten nur in sich hinein. Wir nahmen diese Anteilsbekundungen lächelnd entgegen und dachten uns unseren Teil. Sicher hatten alle ein bißchen recht.
Aber genau deshalb sind wir das, was wir sind..........................!
Also machten wir drei uns daran, diesen Brandenburg-Berlin-Contest fieldday-mässig zu organisieren.
Laut Ausschreibung waren bei dem Brandenburg-Berlin-Contest nur Einmann-Stationen mit persönlichem Rufzeichen zugelassen. Da wir nur zu dritt waren und DD6UWT-Jens schon vorher bekundete, daß er sich am Funkbetrieb nicht beteiligen wolle, mußten wir zwei uns nur noch einigen, wer arbeitet wann welches Band. Da wir nur zwei Bänder aktivieren konnten, gab es einen schnellen Entschluß:
DD6UTS-Thomas beackerte das 2m-Band und ich-DD6UMW das 70cm-Band. DD6UWT-Jens erklärte sich bereit, die Versorgung zu übernehmen. Bei der Funkausrüstung wollten wir uns auf das allernötigste beschränken:

2m....Kenwood TR751E mit 150W-PA
Antenne: 2x5Elem.Doppelquad


70cm....Kenwood TS 790 mit 40W Ausgangsleistung
Antenne: 16Elem. Langyagi


Das Log sollte jeweils von Hand (Zettel und Bleistift) geführt werden.
Da im Prinzip alles klar war, hofften wir nun jeden Tag auf irgend ein Zeichen der Wetterbesserung. Aber der November tat uns auch an seinen letzten Tagen nicht den Gefallen.
Am Samstag, den 30.11.96 so gegen 14°°Uhr fuhren wir mit zwei Autos Richtung Gosener Berge. Unser Plan war, am Sonnabend alles aufzubauen, damit wir am Sonntag voll einsteigen konnten.
Wie schon gesagt, das Wetter hatte sich nicht gebessert: Temperaturen um den Gefrierpunkt und Schnee-Regen-Schauer.

In Gosen haben wir dann erst das Lager angesteuert, um Antennen, Masten, Kabel, Stromaggregat und diverses Zubehör gleich aufzuladen, um nicht wieder runterfahren zu müssen.
Was uns in der Stadt nicht aufgefallen war, aber hier draußen deutlich ins Auge fiel: Es lag eine Schneedecke von ca 5-8cm.
Spätestens vor der Bergauffahrt wurde uns die etwas prekäre Situation mit den hecklastig beladenen PKW's bewußt. Um wenigstens die Fahrspur nicht zu verpassen, haben wir den unteren Teil der Spur freigekratzt. Wir legten fest, daß die Fahrzeuge einzeln hoch fahren werden.
Gesagt, getan....ich fuhr als erster los. Auf halber Strecke drehten die Vorderräder durch. Noch war ich im stärksten Steigungsbereich, d.h. ich konnte nicht anhalten. Ich wäre unweigerlich zurückgerutscht, 20m abwärts und das alles rückwärts mit den Antennen/Masten aus dem Kofferraum ragend......kein guter Gedanke! Also habe ich etwas mehr Gas gegeben und abwechselnd das Lenkrad links und rechts eingeschlagen und es klappte.... die Reifen faßten irgendwie und so hangelten wir uns auf den sicheren Abschnitt der Bergauffahrt. Jens brauchte es mir nur noch nachmachen und wenige Minuten später waren wir auf dem Berg. Das Wetter meinte es gerade gut mit uns und wir nutzten die trockene Periode, um den Pavillon aufzubauen.

9612 01Der Pavillon stand und der Regen begann - gutes Timing, hi! Aber wir wollten unbedingt die Antennen noch aufstellen. Und so gingen wir ans Werk....... . Natürlich stellte sich heraus, daß wir wichtige Kleinigkeiten im Lager unten vergessen hatten bzw. sie waren nicht in dem Kasten oder Karton, in denen wir es vermutet und hochgenommen hatten. Jens sein Kleintransporter bewährte sich hierbei ganz hervorragend. Natürlich war die Dunkelheit schneller als wir und so mußten alle Arbeiten unter "Flutlicht" ausgeführt werden. Schnee von unten, Regen von oben und die Masten waren wie Eiszapfen in den Händen.

 

9612 04Ich muß ehrlich gestehen: Wir haben den Zeitaufwand zum Aufbau der Antennen zu dritt unter solchen Bedingungen etwas unterschätzt. 9612 05Nachdem die 2m-Antenne aufgebaut war, haben wir tatsächlich einen kleinen Augenblick mit dem Gedanken gespielt, aufzuhören und am nächsten Morgen weiterzubauen. Wie gesagt, nur einen kleinen Augenblick - dann haben wir noch die 70cm-Antenne errichtet, obwohl die verdammte Regenrinne des Hüttendaches den verdammten Regen in penetranter Regelmäßigkeit in unsere Kragen rieseln lies.

Aber dann war es geschafft! Jetzt freuten wir uns auf einen schönen heißen Glühwein und langsam kam auch die innere Wärme wieder. Im Pavillon war es wunderbar warm dank der Propangasheizung. Dieses Teil war wirklich ein Segen.
In aller Ruhe wurden die Sendeplätze aufgebaut und eingemessen. Dabei schockte uns das SWR-Meter der 2m-Strecke mit einem Wert um 10. Der Wert weicht so stark ab, daß nur ein Kurzschluß oder eine Unterbrechung zwischen Transceiver und Antennenfußpunkt die Ursache sein kann. Gott-sei-Dank lag der Fehler nur in der Verbindung zwischen PA und SWR-Meter. Das Kabel wurde ausgetauscht und schon stimmte die Stehwelle. Und die ersten QSO's rund um die Antennen bestätigten die volle Einsatzbereitschaft unserer Anlagen.

Eigentlich hätten wir jetzt schlafen können, aber in dieser Nacht vom 30.11.1996 zum 01.12.1996 fand ein Stückchen deutscher Funkgeschichte sein unwiderruflichen Abschluß: Die älteste deutsche Seefunkstelle Norddeich Radio stellte zum 01.12.1996 0.00Uhr endüültig den Betrieb auf Kurzwelle ein. Dieses wollten wir miterleben. Wir blieben solange wach, bis das letzte "Weckerticken" aus dem Empfänger verstummte.

 

9612 02Die letzten Stunden der Nacht verbrachten wir irgendwie schlafend vor unseren Geräten.

Das Wetter des 01.12.96 war nicht viel besser als das der Vortage. Heißer Kaffee und ein gutes Frühstück brachte uns wieder richtig in Schwung.
9612 03An dieser Stelle ein Wort zu unserer Verpflegung. Der Jens-DD6UWT hatte hervorragend gearbeitet. Er versorgte uns die gesamte Zeit über mit heißen und anderen Getränken und einem reichlichen Imbissangebot. Die extra für diesen Zweck mitgebrachte Mikrowelle leistete dazu ausgezeichnete Dienste. Ein Extradank an unseren "Versorgungsoffizier"!

9612 06Um 07.00 Uhr UTC begann der Brandenburg-Berlin-Contest. Genau wie wir erwartet hatten waren die meisten Aktivitäten auf dem 2m-Band zu verzeichnen. Auf dem 70cm-Band war vergleichsweise "tote Hose" : In 4 Stunden nur 6 QSO's geloggt!!

 

9612 07Es ist bedauerlich, daß gerade im 70cm-Band so wenig Aktivitäten entwickelt wurden bzw. werden. Jeder weiß doch inzwischen, wie es um das 70cm-Amateurfunkband bestellt ist. Bei solchen Ergebnissen kann es einem schon schwerfallen, zu begründen, warum nicht ein Teil des Bandes an kommerzielle Nutzer abgegeben werden soll, und das insbesondere in der Brandenburger und Berliner Region. Durch solch einen Aktivitätsmangel stellen wir uns selbst ein Bein.

Der Contest selbst brachte keine nennenswerten Höhepunkte.

Der Abbau der Anlagen erfolgte dann zügig, wobei wir nicht alle Elemente der Antennenanlage in ihre Einzelteile zerlegten, sondern bestimmte Baugruppen gleich so zusammenließen. Sie werden ohnehin jedesmal so aufgebaut. Das erleichtert auch den nächsten Aufbau.
Die Abfahrt vom Berg gestaltete sich problemlos.
Nachdem wir wieder alles im Lager verstaut und uns bei unseren Gastgebern verabschiedet hatten, mischten wir uns unter die Sonntagsnachmittagrückreiseverkehrsteilnehmer und rollten kaputt aber irgendwie auch zufrieden unserem Heimat-QTH entgegen. Das war die letzte Field-Day-Aktion 1996 !
Aber das nächste Jahr kommt bestimmt.......und wir auch!

 

Willfried, DD6UWM

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