MOSKAU, 29. November - Kosmische schwarze Löcher beunruhigen die Wissenschaftler von neuem.
Vor kurzem fixierten die Astronomen der Europäischen Südsternwarte ESO (Chile) Lichtausbrüche, die durch ein schwarzes Loch im Zentrum der Galaxie verursacht wurden.
Zum Glück ist das 2600 Lichtjahre von der Erde entfernt. Denn die Masse eines solchen Lochs wird auf 3,7 Millionen Sonnenmassen geschätzt. So ist es kein Problem für besagtes Loch, bei Gelegenheit unseren Planeten "zu verschlingen".
Inzwischen besteht bei uns ein eigenes "schwarzes Miniatur-Loch", allerdings von Menschenhand geschaffen. Amerikanische Physiker konnten einen Imitator von Schwarzlöchern entwickeln, den sie auf den Namen "Schwarzer Max" getauft haben. Jetzt kann diese Anlage die im All bestehenden Gebiete imitieren, in denen das Gravitationsfeld so stark ist, dass sich ihm kein Körper, der in seine Zone gerät, entziehen kann.
Während der Mitte 2009 bevorstehenden groß angelegten Experimente am Großen HadronCollider (LHC), der bei Genf gebaut worden ist, wird es das Computerprogramm "Schwarzer Max" endlich ermöglichen, die Theorie von der Entstehung und dem Zerfall der schwarzen Löcher zu bestätigen oder zu widerlegen.
Die Enträtselung des Geheimnisses von überdichten kosmischen Strukturen könnte direkte Antworten auf fundamentale Fragen der Menschheit nach der Entstehung des Alls im Allgemeinen und des Lebens auf der Erde im Besonderen geben. Zu bemerken ist, dass amerikanische und europäische Physiker schon seit den 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts versuchten, mächtige Teilchenbeschleuniger zu entwickeln, um kosmische Prozesse in schwarzen Löchern zu simulieren.
In Europa wurde die Entwicklung durch den Zweiten Weltkrieg gebremst. Doch die Vereinigten Staaten entfalteten während des Krieges den Bau großer Teilchenbeschleuniger und kamen dabei beträchtlich voran. Hierbei wurde der Akzent nicht auf einzelne Experimente gelegt, sondern auf die Schaffung großer spezialisierter wissenschaftlicher Zentren, an denen hunderte Wissenschaftler und Ingenieure wirkten.
Im Nachkriegseuropa dagegen war kein Staat imstande, sich mit theoretischen Forschungen und praktischen Arbeiten auf dem Gebiet hoher Energien vollwertig zu beschäftigen. Der Ausweg wurde 1950 gefunden, als der UNESCO-Rat den empfehlenden Beschluss fasste, eine gesamteuropäische Organisation für wissenschaftliche Forschungen zu schaffen. Nach weniger als drei Jahren unterzeichneten 12 Länder eine Konvention über die Gründung von CERN (Conseil Europeen pour la Recherche Nucleaire beziehungsweise Europäischer Rat für Nuklearforschung).
Die in die kollektive Tätigkeit gesetzten Hoffnungen haben sich voll gerechtfertigt. Als erstes kam der Protonencollider ISR zustande, der 1971 in Gang gesetzt wurde, und 1981 folgte ihm ein Protonen-Antiprotonen-Supersychrotron. Mit Hilfe des Letzteren konnte eine vereinigte Theorie der elektromagnetischen Wechselwirkung bewiesen werden.
1996 bauten die Europäer einen mächtigen Elektronen-Positronen-Beschleuniger (LEP) und nahmen ihn in Betrieb. Er erlaubte es, beim Zusammenstoß von Teilchen eine elektrische Spannung von 90 Gigavolt zu erreichen. Diese Anlage, die bis 2000 in Betrieb war, bildete denn auch den Prototyp des heutigen internationalen LHC.
Übrigens wird der LHC beim Zusammenstoß von Elektronen-Protonen-Bündeln vermutlich eine Energiemenge erreichen können, die 30 Mal so groß ist wie am Collider für schwere Ionen, den gegenwärtig das Labor von Brookhaven in den USA baut.
Und jetzt ein paar Worte dazu, inwiefern die LHC-Experimente zum Modellieren der Entstehungsprozesse von schwarzen Löchern gefährlich sind. Woher die entsprechende Angst kommt, ist eigentlich unbegreiflich. Denn die moderne Physik weiß schon seit langem, dass schwarze Löcher mit der Zeit unbedingt verschwinden. Große kosmische Körper brauchen dazu Milliarden Jahre, aber den "Miniatur-Löchern" genügen schon Bruchteile einer Sekunde.
Folglich werden die von Menschenhand geschaffenen superdichten Mini-Ungeheuer im LHC-Innern einfach keine Zeit haben, auf der Erde Unfug zu treiben.
(Andrej Kisljakow für RIA Novosti).
Die Meinung des Verfassers muss nicht mit der von RIA Novosti übereinstimmen.