Am 24.04.99 hatte ich mit meiner Berufsschulklasse das 15jährige Klassentreffen.
Wie bei solchen Treffen üblich, erzählte natürlich jeder, wie es einem in den Jahren ergangen ist. So stellte ich fest, dass von 28 Leuten 7 in bzw. um Berlin wohnen, am meisten überraschte mich aber dass Henry inzwischen Fluglotse beim Flughafen Berlin-Tempelhof ist. Wie klein ist doch die Welt.
Einige Wochen später trafen sich die in der Berliner Gegend Wohnenden zu einem Bowlingabend wieder. Im Verlauf des Abends unterhielt ich mich natürlich mit Henry auch über den Flughafen. Ich erzählte ihm von den Artikeln in CQ DL und im Funkamateur über die Flugsicherung. Es ergab sich dabei die Möglichkeit, meine Neugier und vielleicht auch die Anderer zu befriedigen, in dem man sich den Tower und eventuell auch die anderen Flugsicherungsanlagen ansehen kann.
Die Zeit ging ins Land, Henry machte die Abteilung Öffentlichkeitsarbeit bei sich auf der Arbeit mobil, aber die Kosovo-Krise und die damit verbundene Geheimhaltung auf dem Flughafen ermöglichte nur die Towerbesichtigung.
Also abwarten und Whisky trinken...
Die Kosovo-Krise klärte sich auf und Ende November konnte es dann ans Terminabsprechen gehen. Der 18.12. sah gut aus...
Thomas, DH7TS kam dann natürlich noch auf die Idee, daß man sich nach der Besichtigung zu einem kleinen Weihnachtsumtrunk treffen kann, warum eigentlich auch nicht?
23 Interessenten hatten zu dem ausgesuchten Termin auch Zeit, es konnte also losgehen.
Ich war dann doch überrascht, daß wir am Ende mit einer 25-köpfigen Truppe zum verabredeten Treffpunkt im Flughafen liefen. In der Flughafenhalle erschien Henry und nach kurzer Wartezeit auch Enrico, DL2VFR.
Enrico übernahm eine Hälfte unserer Gruppe und führte uns in die Räume der Deutschen Flugsicherung (DFS). Henry ging mit der anderen Gruppenhälfte zum Tower.
Beim Betreten der DFS-Räume war ich überwältigt. Wir kamen in einen riesigen Saal mit zahllosen Radar- und Computerarbeitsplätzen. Diese waren auch nur teilweise besetzt, es war schliesslich Wochenende.
Enrico erklärte uns, dass in diesen Räumlichkeiten alle Flugbewegungen über Neufünfland und den angrenzenden Bundesländer, Polen und Tschechien überwacht und koordiniert werden. Enrico führte uns an einem Radarbildschirm vor, wie die Flugbewegungen über Berlin aussehen. Es waren schon reichlich Flugzeuge mit den verschiedenen Daten zu sehen. Noch mehr Flugzeuge waren dann zusehen, als Enrico die Auflösung verringerte, so dass selbst Flugzeuge über Mecklenburg oder Bayern zu sehen waren. Wenn man sich dann vorstellt, dass wir ja an einem ruhigen Samstagnachmittag hier waren, wieviel Betrieb ist dann in der Luft an Wochentagen in den Früh- und Abendstunden. Alle Achtung dann den Leuten, die selbst dann die Flugzeuge nicht durcheinanderbringen und den Luftverkehr sichern.
Erstaunlich war, und das fiel nicht nur mir auf, daß Enrico alles sehr verständlich und ohne Fachbegriffe bzw. Abkürzungen erklärte. Beobachten wir uns doch einmal selbst. Wie schlimm mag es Außenstehenden vorkommen, wenn wir von QSO, QTH, CW und anderen "Schweinereien" erzählen.
Dann wurden die Gruppen getauscht.
Wir kamen nach einem kleinen Marsch zum Tower. Im Vergleich zu den Räumen der DFS war der Tower schön klein und gemütlich mit einem berauschenden Blick über das Tempelhofer Flugfeld. Henry erklärte uns die Arbeit auf dem Tower.
Dort sind er und 2 seiner Kollegen für alle Roll- und Flugbewegungen über bzw. auf dem Flugplatz Tempelhof zuständig. Nichts, nicht einmal das Anlassen der Trieb-werke, geschieht hier, ohne dass vom Tower dazu die Genehmigung erteilt wird. Auch auf dem Tower ist die dortige Crew auf die Hilfe des Radarsystems angewiesen. Das konnte man recht eindrucksvoll sehen, als während unserer Anwesenheit auf dem Tower ein Schneeschauer über das Flugfeld zog, so dass von den beiden Start- und Landebahnen nichts mehr zu sehen war. Tower
Auch hier kam der Zeitpunkt, die Leute wieder ihrem Alltag und ungestört ihrer Arbeit nachgehen zu lassen.
Ich glaube sagen zu können, daß es allen gefallen hat. Zumindest hat sich niemand bei mir beschwert (nicht gemeckert ist genug gelobt).
Zum Schluss möchte ich mich natürlich im Namen aller bei all denen vom Flughafen Tempelhof bedanken, die diesen interessanten und schönen Nachmittag ermöglicht haben. Besonderer Dank gilt natürlich Henry Hiller und Enrico, DL2VFR, die unmittelbar zum Gelingen beigetragen haben und sich Löcher in die Bäuche fragen ließen.
Am vorweihnachtlichen Umtrunk im Anschluß an die THF-Besichtigung nahmen dann auch mehr OV-Mitglieder als sonst teil. Es scheint so, dass die Aktivität Einzelner ansteckend und mitreissend ist. Nur durch Aktivität kann unser OV-Leben attraktiver und interessanter werden. Es ist alles nur ein Hobby, aber Spass muß es machen.
73 de Jens, DL7UMA